Berlin-Adlershof: Abbiegender Lastwagen tötet Radfahrer
Ein 34-Jähriger ist am Freitag bei einem Abbiege-Unfall in Adlershof von einem BSR-Lastwagen getötet worden. Am Sonntag gibt es eine Mahnwache am Unfallort.
Am Freitagvormittag ist ein Radfahrer nach einem Verkehrsunfall in Adlershof gestorben. Ein 62-Jähriger stand gegen 11.15 Uhr mit seinem 18-Tonnen Laster mit Ladekran an der Hermann-Dorner-Allee vor der roten Ampel. Als diese auf Grün sprang, fuhr er laut Polizei los und rammte beim Abbiegen nach rechts in den Eisenhutweg den in gleicher Richtung auf dem Radweg fahrenden Radfahrer. Der 34-Jähriger starb noch am Unfallort. Die neu angelegte Kreuzung war bis 15 Uhr gesperrt. Für den Sonntag ruft der Verein Changing Cities, als Träger des Volksentscheid Fahrrad, zur Mahnwache in Gedenken an den elften in diesem Jahr getöteten Radfahrer auf. Diese beginnt um 17.30 Uhr an der Unfallstelle.
Der Lastwagen gehört der Berliner Stadtreinigung (BSR), der Fahrer saß alleine im Fahrzeug und hatte vor dem Abbiegen an der roten Ampel gewartet. Auch der im Bezirk wohnende Radfahrer war alleine unterwegs.
Ob er an der Ampel ebenfalls stand oder erst bei Grün nahte, ist unklar. Ein Tagesspiegel-Ortstermin am Samstag ergab, dass die erst vor wenigen Jahren gebaute Kreuzung übersichtlich ist, aber der (nicht benutzungspflichtige) Radweg weder eine eigene Ampel – also auch keinen zeitlichen Vorsprung bei Rot-Gelb – hat noch durch ein warnendes Blinklicht oder Farbe markiert ist. Auch liegt seine Haltelinie nur wenig vor der für Autos, sodass ein wartender Radfahrer vom Lkw aus womöglich nicht zu sehen ist. Ende September hatte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) die Eigenbetriebe des Landes wie die BSR schriftlich aufgefordert, ihre Fahrzeuge möglichst bis Juli 2019 mit Abbiegeassistenten nachzurüsten. Ein BSR-Sprecher sagte am Sonnabend, dass man gerade 46 Müllwagen mit Abbbiegeassistent bestellt habe. Außerdem teste die BSR bis Jahresende verschiedene Nachrüstsysteme. Der am Unfall in Adlershof beteiligte Lastwagen hatte kein Assistenzsystem, weil es beim Kauf nicht verfügbar war.
Sophie Lattke vom "Netzwerk Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick" forderte nach dem Unfall ein Verbot für Lkw ohne elektronische Abbiegeassistenten, und zwar "jetzt und sofort".
Ende September hatte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) die Eigenbetriebe des Landes wie die BSR schriftlich aufgefordert, ihre Fahrzeuge schnellstmöglich mit Abbiegeassistenten nachzurüsten. Pops Vorgabe: möglichst bis Juli 2019. Ein BSR-Sprecher sagte am Sonnabend, dass das Unternehmen gerade 46 Müllautos bestellt habe, die werkseitig mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet sind. Außerdem teste man bis zum Jahresende verschiedene Systeme zur Nachrüstung von Müllfahrzeugen - zum Beispiel mit Radar oder Kameras. Erst wenn der Test ausgewertet sei, könne man sagen, welche Fahrzeuggruppen mit einem Assistenten ausgestatte werden sollten, sagte der BSR-Sprecher. Nur auf Assistenzsysteme dürfe man sich nicht verlassen, sagte der Sprecher. "Wir sind tief betroffen, dass ein Mensch sein Leben verloren hat", sagte der Unternehmensprecher. Das am Unfall beteiligte Ladekranfahrzeug hatte kein Assistenzsystem, weil es zum Zeitpunkt des Kaufes noch nicht verfügbar war.
„Es ist gut, wenn die landeseigenen Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen", sagte Dirk von Schneidemesser, Vorstand von Changing Cities. Das Umrüsten müsse oberste Priorität haben und noch in diesem Jahr umgesetzt werden. Auch in die Busse und Lkw, an denen der Bund beteiligt ist, müssen Abbiegeassistenten schnellstmöglich eingebaut werden.
Im Berliner Mobilitätsgesetz wird die "Vision Zero" (also keine Unfalltoten mehr) als "Leitlinie für alle Planungen, Standards und Maßnahmen" definiert. Seitdem das Gesetz vor etwa 100 Tagen verabschiedet wurde, sind in Berlin fünf Radfahrer getötet worden. "Das sind nicht die Standards, die uns das Mobilitätsgesetz versprochen hat", kritisierte Lattke. "Die Behörden müssen endlich das Gesetz auf die Straße bringen und für sichere Radinfrastruktur sorgen.
Abbiegeunfälle sind die häufigste Ursache bei tödlichen Radunfällen. Der Mann aus Adlershof war bereits der fünfte Radfahrer, der im Jahr 2018 auf diese Weise zu Tode kam. Bei zwei weiteren tödlichen Rad-Unfällen waren Lastwagen beteiligt.
Berlin braucht mehr Verkehrssicherheit – aber wie? Lesen Sie hier einen Beitrag unseres Redakteurs Stefan Jacobs über den Schutz von Radfahrern.