Betretungsverbot erlassen: 79 Senioren bei Corona-Ausbruch in Pritzwalker Pflegeheim infiziert
In einem Pflegeheim in Pritzwalk in der Prignitz kam es zu einem Corona-Ausbruch. Fünf Todesfälle sind bisher zu beklagen.
Wenn das Coronavirus seinen Weg in ein Pflegeheim findet, dann breitet es sich dort oft rasend schnell aus. Das war wie berichtet in einigen Berliner Einrichtungen der Fall und nun auch in Pritzwalk in der Prignitz im vermeintlich weniger von der Pandemie betroffenen Nordosten Deutschlands.
Im dortigen KMG-Seniorenheim wurden jetzt von 89 Bewohnerinnen und Bewohnern 79 positiv auf das Virus getestet, ebenso 46 der 72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weitere Testergebnisse stehen nach Angaben des Betreibers noch aus. Bisher seien fünf Todesfälle zu beklagen, sagt Stefan Eschmann, Vorstandsvorsitzender der KMG-Kliniken, zu denen das Pflegeheim gehört. Elf Erkrankte müssen derzeit im Krankenhaus behandelt werden, darunter zwei auf einer Intensivstation.
Wie das Virus in die Einrichtung gelangte, können bisher weder das zuständige Gesundheitsamt noch der Betreiber nachvollziehen. „Wir haben in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt alles Menschenmögliche getan, um eine solche Situation zu vermeiden“, teilt Stefan Eschmann dem Tagesspiegel schriftlich mit.
Hygienemaßnahmen seien umgesetzt, Mitarbeiter mehrfach geschult und auch Besucher in den Hygienemaßnahmen unterwiesen worden. „Bereits seit vielen Monaten haben unsere Mitarbeiter im körpernahen Kontakt zu unseren Bewohnern FFP2-Masken getragen“, sagt Eschmann. „Schutz- und Hygienematerial war und ist mehr als ausreichend vorhanden.“
Das Gesundheitsamt des Landkreises Prignitz hat weder eine Schließung, noch eine Evakuierung des Heimes angeordnet. Stattdessen wurde ein Betretungsverbot für die Einrichtung verfügt. Zudem dürften Bewohner die Einrichtung nicht verlassen, sagt Eschmann. Doch wie ist die weitere Betreuung der Pflegebedürftigen in dem Heim gesichert, wenn mehr als die Hälfte der Mitarbeiter positiv getestet wurde?
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Der Betreiber hatte zunächst gehofft, dass unter bestimmten Bedingungen auch positiv getestetes Personal weiter arbeiten darf. Dazu wurde am Montag bei allen positiv getesteten Mitarbeitern auch der sogenannte CT-Wert überprüft, sagt Eschmann. Dieser Wert gibt an, wie hoch die „Viruslast“ bei den Betroffenen ist, wie ansteckend sie also sind. „Bei einer niedrigen Viruslast besteht die Möglichkeit, dass das Gesundheitsamt weitere Mitarbeiter unter bestimmten Auflagen zur Arbeit zulässt“, sagt Eschmann. Doch das Gesundheitsamt des Landkreises hat dies nach Angaben des Betreibers abgelehnt.
Nun wurden Mitarbeiter aus anderen KMG-Einrichtungen in das Seniorenheim versetzt. Man sei allen Mitarbeitern „zutiefst dankbar für ihren Einsatz“, sagt Eschmann. Alle Mitarbeiter trügen nun einen Komplettschutz und würden die Einrichtung durch eine Schleuse betreten und auch wieder verlassen. Man versorge die Bewohner komplett auf den Zimmern.
Der Ausbruch zeigt, wie ein einziger Hotspot die Infektionszahlen eines Landkreises in die Höhe schnellen lässt. Denn von den am vergangenen Freitag gemeldeten 144 neuen Fällen im Landkreis Prignitz im Vergleich zum Vortag gehen allein 125 auf den Ausbruch in dem Pflegeheim zurück. Die Prignitz ist dünn besiedelt, daher sind die Zahlen hier noch vergleichsweise niedrig.