Berliner skeptisch gegenüber Amtswechsel: 37 Prozent wollen Rücktritt Müllers zugunsten von Giffey
Um Franziska Giffey einen Vorteil im Wahlkampf zu geben, könnte Michael Müller vorzeitig von seinem Amt zurücktreten. Besonders SPD-Wähler sehen das skeptisch.
Die Berliner sind skeptisch, was einen vorzeitigen Rücktritt des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller zugunsten seiner potentiellen Nachfolgerin Franziska Giffey (beide SPD) angeht. Eine repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für den Tagesspiegel ergab, dass 43,5 Prozent ein vorzeitiges Ende von Müllers Amtszeit ablehnen.
Eine absolute Mehrheit gibt es allerdings weder für noch gegen einen möglichen Rücktritt: Denn 36,9 Prozent der Befragten wollen wiederum, dass Familienministerin Franziska Giffey das Amt der Regierenden bereits vor dem Wahltag von Müller übernimmt und so den Wahlkampf bestreitet.
19,6 Prozent der Befragten sind laut der Umfrage noch unentschieden - und könnten sich in den kommenden Wochen noch für oder gegen den Amtswechsel zugunsten von Franziska Giffey entscheiden.
Die Familienministerin soll am 31. Oktober gemeinsam mit Fraktionschef Raed Saleh den SPD-Landesvorsitz von Müller übernehmen. Die ehemalige Neuköllner Bezirksbürgermeisterin soll außerdem Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahlen im kommenden Herbst werden, gilt als Hoffnungsträgerin der Sozialdemokraten in Berlin.
Seither gibt es vor allem innerparteilich Diskussionen, ob sie das Amt bereits früher von Müller übernehmen könnte. Eine solche Entscheidung müssten aber wohl auch die Koalitionspartner Grüne und Linke mittragen.
In der von Civey durchgeführten Umfrage sprechen sich nun besonders Frauen gegen einen vorzeitigen Wechsel im Roten Rathaus aus. Nur 31,1 Prozent der weiblichen Befragten präferieren diese Option.
Dagegen halten 42,5 Prozent der Männer einen vorzeitigen Rücktritt für sinnvoll - nur 41,5 Prozent der männlichen Befragten sprachen sich dagegen aus.
Am stärksten gegen einen vorzeitigen Rücktritt des Regierenden sprechen sich ausgerechnet die Wähler der SPD aus: 53,8 Prozent wollen, dass Müller die Legislaturperiode als Regierender Bürgermeister beendet.
Nur bei Wählern der Linkspartei ist die Ablehnung ähnlich hoch (50,9 Prozent), bei den Unterstützern aller anderen Parteien halten sich Zustimmung und Ablehnung in etwa die Waage.
Interessant ist außerdem, dass die Befragten sich umso eher für einen Amtswechsel vor der Wahl aussprechen je älter sie sind. Unter den 18- bis 19-Jährigen wollen nur 30 Prozent einen Rücktritt von Müller, unter den über 65-Jährigen sind es mit 41,5 Prozent fast zehn Prozent mehr.
Auch Familien mit Kindern sprechen sich eher dafür aus, dass der Regierende Bürgermeister bis zum Wahltag weiter regiert. Während immerhin 39,3 Prozent der Kinderlosen für einen vorzeitigen Wechsel sind, stimmten nur 34,1 Prozent der Befragten mit Kind für diese Option. Die Zahl der Unentschiedenen liegt aber fast in allen befragten Gruppen bei rund 20 Prozent.