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Unglück im Idyll. Im Weißen See in Berlin starb am Donnerstagabend ein 25-jähriger Mann.
© dpa
Update

Hitzewelle in Deutschland: 37 Feuerwehreinsätze in Berlin – Abkühlung frühestens am Montag

Die Auswirkungen der Hitze zeigen sich in der Stadt: extremer Wasserverbrauch, Vegetationsbrände, ein tödlicher Badeunfall. Friedrichshain-Kreuzberg verbietet Grillen im Park.

Die ungewöhnlich frühe Hitzewelle wird Deutschland auch noch am Wochenende in Griff haben, Berlin und Brandenburg voraussichtlich sogar bis zum kalendarischen Sommeranfang am Montag. Von Freitag bis Sonntag sind Höchsttemperaturen um 35 Grad absehbar. Dazwischen gibt es sogenannte Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt. Bereits in der Nacht zu Freitag war es in Teilen Berlins derart warm.

Die Hitze hat den Wasserbedarf der Hauptstadt kräftig steigen lassen. Nach Auskunft von Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, wurden am Donnerstag 911.000 Kubikmeter Trinkwasser abgerufen. Das sei die höchste Tagesmenge seit etwa 20 Jahren. Für diesen Freitag wird mit ähnlich großer Nachfrage gerechnet. Am Wochenende gehe der Bedarf erfahrungsgemäß etwas zurück, ebenso in den Schulferien, die in Berlin am Mittwoch beginnen.

Die Berliner Wasserwerke können nach Auskunft von Natz Höchstmengen von etwa einer Million Kubikmeter am Tag liefern - allerdings nicht dauerhaft. Der Nachschub wird seit Jahren spärlicher, weil die Speicherseen im Oberlauf von Spree und Havel mangels Niederschlag seit 2018 nicht mehr komplett aufgefüllt werden konnten. Aktuell zeichnet sich das vierte Dürrejahr in Folge ab, und die hohen Temperaturen verstärken die Verdunstung.

Das Berliner Trinkwasser wird zu etwa zwei Dritteln aus sogenanntem Uferfiltrat gewonnen, also durch Versickerung zu Tiefbrunnen im Uferbereich der Berliner Seen. Das restliche Drittel ist "echtes" Grundwasser. Die Caritas bat in einer Mitteilung die Berlinerinnen und Berliner darum, Wasserflaschen einzustecken, um sie bei Bedarf Obdachlosen zu geben, die der Hitze besonders ausgesetzt seien.

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Weil es in Teilen Berlins und Brandenburgs in diesem Monat noch nicht nennenswert geregnet hat, ist die Waldbrandgefahr extrem hoch. In Brandenburg gilt seit Freitag in allen Landkreisen die höchste Warnstufe 5. In Berlin gibt es keine Warnstufen, allerdings hat die Umweltverwaltung des Senats ebenfalls dringend davor gewarnt, im Wald oder dessen Nähe - etwa an Badestellen - zu rauchen oder zu grillen.

Seit Mittwoch sei die Feuerwehr zu 37 Einsätzen bei solchen Vegetationsbränden gerufen worden, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr am Freitag. Allerdings sei es bisher bei kleineren Bränden geblieben wie etwa brennenden Grasnarben, entflammtem Buschwerk oder auch mal zwei Bäumen.

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Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg hat das Grillen und das Entzünden offenen Feuers in allen Grünanlagen untersagt. Ausgenommen davon ist der ausgewiesene Grillplatz im Neuen Hain im Volkspark Friedrichshain, der von einem Pächter beaufsichtigt wird.

In Berlin bleiben potenzielle Waldbrände nicht lange unentdeckt

Dass es in Berlin - anders als in Brandenburg - seit Jahren kaum größere Waldbrände gab, erklären die Berliner Forsten zum einen mit der regen Begängnis der Wälder, sodass Brände nicht lange unentdeckt bleiben. Zum anderen ist der Anteil der besonders feuergefährdeten reinen Kiefernwälder in Berlin geringer als im Umland. Fürs Stadtgebiet ruft die Umweltverwaltung die Berlinerinnen und Berliner dringend dazu auf, Straßenbäume zu gießen - und zwar lieber alle paar Tage sehr reichlich als jeden Tag ein bisschen.

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In den Freibädern und an den Gewässern herrschte bereits am Donnerstag enormer Andrang; teilweise ließen Sicherheitsleute keine Besucher mehr in die Bäder. In Weißensee starb am Donnerstagabend ein Mann bei einem Badeunfall. Nach Auskunft der Polizei schwamm der 25-Jährige wohl gegen 19.30 Uhr zu einer Plattform des Weißen Sees und begann plötzlich um Hilfe zu rufen.

Ein Zeuge habe versucht, dem Mann noch zu helfen, der jedoch unter Wasser sank. Alarmierte Rettungskräfte konnten ihn am Grund des Gewässers finden und an Land bringen. Sofort eingeleitete Reanimationsversuche seien erfolglos geblieben; die Kriminalpolizei ermittle.

Bei der Berliner Feuerwehr hieß es am Freitagvormittag, der Rettungsdienst sei am Vortag "stark ausgelastet" gewesen. Man führe keine Statistik zu hitzebedingten Rettungseinsätzen, aber das Gesamtgeschehen spreche dafür, dass die Hitze vielen Menschen zu schaffen mache. Man rufe ausdrücklich dazu auf, "es etwas ruhiger angehen zu lassen, viel zu trinken und nicht überhitzt ins kalte Wasser zu springen". Auch sollten Kinder keinesfalls im parkenden Auto zurückgelassen werden, auch nicht für wenige Minuten.

Während im Südwesten Deutschlands bereits am Freitag erste Gewitter erwartet werden, erreicht die Hitzewelle im Osten ihren Höhepunkt voraussichtlich erst am Wochenende. Im Laufe des Montags und noch mehr am Dienstag soll es dann auch in Berlin und Brandenburg teils heftig gewittern. In den Tagen darauf sinken die Temperaturen wieder unter 30 Grad.

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