Easyjet streicht alle Flüge: 300 Millionen Euro Corona-Hilfe für Berlins Flughäfen
Kaum noch Passagiere - trotzdem bleibt TXL zunächst offen. Nachdem nun auch die für Berlin wichtigste Airline alle Flüge einstellt, gibt es Unterstützung.
Der Flughafen Berlin-Tegel wird in den nächsten Wochen nicht vorübergehend geschlossen – obwohl dort wegen der Coronavirus-Pandemie kaum noch Flugzeuge starten oder landen. Das ist das Ergebnis der Eigentümerversammlung der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB), die am Montagvormittag tagte.
Die von Flughafenchef Lütke Daldrup favorisierte temporäre Stilllegung für zwei Monate wurde am Montag von der Gesellschafterversammlung der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) vertagt. Ende April wollen die Verantwortlichen nach Tagesspiegel-Informationen erneut beraten, ob ein solcher Schritt erforderlich sein könnte. In Paris etwa wird der Flughafen Orly am 1. April geschlossen.
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Die Eigentümer gaben Lütke Daldrup aber die Zustimmung, den Antrag zur Befreiung der Betriebspflicht des Flughafens Tegel vorzubereiten und „nach Ostern den Gesellschaftern zur Befassung“ vorzulegen. Dem Plädoyer des FFB-Aufsichtsrats, der kurzfristig in einer telefonischen Sondersitzung tagte und für einen sofortigen Antrag bei den Behörden plädierte, folgte die Gesellschafterversammlung nicht.
Wie berichtet, will Lütke Daldrup in der Coronakrise mit Tegel einen der beiden Airports in den Ruhezustand versetzen und so monatlich 5,5 Millionen Euro sparen. Vor allem der Bund ist aber dagegen, „kritische Infrastruktur“ selbst zeitweise außer Dienst zu stellen. Auch Brandenburg hat Bedenken.
"2,5 Prozent gegenüber dem Normalbetrieb"
Für Berlin, das der Vertagung zustimmte, ist das Thema nicht vom Tisch. „Das Fluggastaufkommen liegt mittlerweile bei 2,5 Prozent gegenüber dem Normalbetrieb“, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) dem Tagesspiegel. Daher lote die FBB mögliche Optimierungen und Bündelungen aus. „Dazu gehört auch das Szenario einer temporären Aufhebung der Betriebspflicht von Tegel – wobei ein rasches Hochfahren bei entsprechender Nachfrage möglich sein soll und wird.“
Je 111 Millionen von Berlin und Brandenburg, 87 Millionen vom Bund
Der Einbruch setzt sich fort. Seit Montag lässt auch Easyjet, inzwischen wichtigste Airline für die Hauptstadtregion, seine komplette Flotte am Boden. Und Berlin, Brandenburg und der Bund stellen sich auf lange andauernde Probleme der Flughafengesellschaft wegen Corona ein. Die Gesellschafterversammlung beschloss eine Kapitalspritze für die FBB von bis 300 Millionen Euro, was etwa zwei Dritteln des Jahresumsatzes (2019: 447 Millionen Euro) entspricht. Berlin und Brandenburg tragen je 111 Millionen Euro, der Bund 78 Millionen Euro bei.
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„Natürlich wollen wir als Gesellschafter unsere Gesellschaft nicht pleite gehen lassen“, sagte dazu Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange (SPD) am Montag im Landtag. Und Flughafen-Chef Lütke Daldrup betonte, es sei „wichtig, dass die Gesellschafter die FBB in der aktuellen Notlage zusätzlich unterstützen“.
Der Flugverkehr an beiden Airports ist wegen der Coronavirus_Krise fast zum Erliegen gekommen ist. Am Sonntag wurden an beiden Berliner Airports, Tegel und Schönefeld, zusammen nur 2500 Passagiere abgefertigt. Sonst sind es allein in Tegel an einem Tag zwischen 55.000 und 75.000 Fluggäste.
Der SPD-Politiker Daniel Buchholz, Sprecher für Stadtentwicklung der SPD-Fraktion und stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsausschusses, hatte dafür geworben, den Flughafen TXL schnell zu schließen, weil dort in der Corona-Krise eh kaum einer fliegt: Dem Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel hatte er gesagt - "Kräfte in Schönefeld bündeln, Geld sparen. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Tegel zu schließen."