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Rund 24.000 Zehntklässler nahmen dieses Jahr an den Abschlussprüfungen teil (Archivfoto).
© Frank Rumpenhorst/dpa

Neue Schuldaten: 1700 Berliner Zehntklässler ohne Abschluss

Mehr als jeder achte Sekundarschüler scheitert an den Prüfungshürden. Die Armutsquote der Familien steigt weiter an.

Keine Entwarnung bei Berlins größtem Schulproblem: Mehr als jeder achte Sekundarschüler hat auch in diesem Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen: Ihre Misserfolgsquote stieg damit von zwölf auf 13 Prozent. Wenn man die Gemeinschaftsschüler und Gymnasiasten hinzunimmt, liegt die Quote der Zehntklässler ohne Schulabschluss bei 7,1 Prozent (2018: 7 Prozent). Dies entspricht 1700 Schülern.

Die Daten der insgesamt knapp 24.000 Zehntklässler wurden am Mittwoch von der Senatsverwaltung für Bildung bekannt gegeben. Von den Gymnasiasten schafften alle 10.300 Prüflinge einen Abschluss, davon 96 Prozent den Mittleren Schulabschluss.
Ausgewertet wurden aber auch die Neuntklässlerprüfungen, bei denen es um das Bestehen der Berufsbildungsreife – dem früheren Hauptschulabschluss – geht. Hier konnte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) einen kleinen Erfolg verkünden: Die extrem schlechte Bestehensquote von nur 61 Prozent im Schuljahr 2017/18 stieg auf 73 Prozent.

"Ich danke auch den Lehrkräften, die zu diesem Erfolg wesentlich beigetragen haben." Den Ausschlag für die Verbesserung gab die Entwicklung im Fach Mathematik: Der Anteil der Schüler, die mindestens die Note „ausreichend“ erreichten, lag bei 79 Prozent. Das Institut für Schulqualität attestierte dem diesjährigen Jahrgang in Mathematik „das höchste Niveau seit Einführung der vergleichenden Arbeiten“.

Geflüchtete werden schon nach einem Jahr mitgeprüft

"Wir haben viele Maßnahmen ergriffen, um die Mathe-Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu fördern", erläuterte Scheeres. Zudem erwähnte die Bildungsverwaltung, dass die Arbeiten „ein übersichtlicheres Layout und eine deutlichere Sprache in den Aufgabentexten“ hatten als früher.

Dieses Jahr gab es in der Mathematikprüfung der Neuntklässler eine positive Entwicklung (Archivfoto).
Dieses Jahr gab es in der Mathematikprüfung der Neuntklässler eine positive Entwicklung (Archivfoto).
© dpa/ Armin Weigel

Die Aufgabentexte waren in den Vorjahren mitunter als zu umständlich formuliert kritisiert worden. Darunter litten besonders die Schüler, die zu Hause kein Deutsch sprechen: Ihr Anteil ist berlinweit erneut gestiegen und liegt bei den Zehntklässlern der Sekundarschulen bei 44 Prozent. Von ihnen bestanden 60 Prozent die Berufsbildungsreife: Auch Geflüchtete werden generell nach einem Jahr bereits voll berücksichtigt bei der Bewertung der Abschlussquoten, teilte die Bildungsverwaltung auf Anfrage mit. Dies gilt als problematisch, weil ein Jahr in der Regel nicht reichen kann, um Anschluss an das Lernpensum finden. Von den deutschsprachigen Schülern schafften 83 Prozent die Berufsbildungsreife.

Bis zu 42 Prozent der Schüler ohne Abschluss

Weiter gestiegen ist die Armutsquote: Von den Familien der Sekundar- und Gemeinschafsschüler leben 46 Prozent von Sozialtransfers (2018: 42 Prozent). Betrachtet man die 2200 Gemeinschaftsschüler separat, sind es sogar 50 Prozent (2018: 46 Prozent). Über alle Schultypen verteilt dürfte die Quote bei über 35 Prozent. Einzelne Schulen haben nur noch einzelne Familien, die komplett für sich selbst sorgen. An diesen Schulen liegt die Quote der Schüler ohne Abschluss bei 20, 30 oder in einem Fall sogar bei 42 Prozent, wie den Schulporträts zu entnehmen ist.
Als Konsequenz aus den hohen Quoten ohne Abschluss hat Scheeres einen neuen berufsvorbereitende Bildungsgang ins Leben gerufen: Die „Integrierte Berufsausbildungsvorbereitung“ (IBA) soll dazu führen, dass die Schüler ohne Abschluss den Übergang in die Ausbildung schaffen. Dafür werden ihre „berufsfeldspezifischen und berufsfeldübergreifenden Kompetenzen“ gestärkt, wie die Bildungsverwaltung berichtet: "Schüler, denen der Übergang aus Klasse 10 in eine Berufsausbildung nicht gelang, haben demnach ein Anrecht auf einen IBA-Schulplatz".

Weitere Informationen finden sich in den Berichten des Instituts für Schulqualität: im Bericht zur Berufsbildungsreife der Neuntklässler sowie im Bericht zu den Ergebnissen der Zehntklässler.

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