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Viel Platz für Asylsuchende. Die leerstehende Klinik wurde bis vor einigen Wochen noch als Kulisse für Arztfilme genutzt.
© Thilo Rückeis

Neue Notunterkunft in Berlin-Wannsee: 1500 Flüchtlinge ziehen in einstige Lungenklinik Heckeshorn

Die ersten 250 Bewohner kommen schon sehr bald: Die leerstehenden Gebäude der früheren Lungenklinik Heckeshorn werden zur Flüchtlingsunterkunft.

Es sieht noch alles nach Krankenhausbetrieb aus. Die langen Flure, leere Bettgestelle, die Wegweiser zu den Stationen. Tatsächlich steht das frühere Bettenhaus der im Lungenklinik Heckeshorn aber bereits seit 2007 leer. Damals wurde das traditionsreiche Krankenhaus zum Helios-Klinkum Emil von Behring in Zehlendorf-Mitte verlegt. Doch in den vergangenen acht Wochen waren Handwerkertrupps in Heckeshorn im Einsatz. Sie packten bei der Sanierung des Bettenhauses an, das nach den Plänen des Senats nun so rasch wie möglich Flüchtlinge beherbergen soll - eine neue Gemeinschaftsunterkunft in bester Lage.

Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) und der Chef des landeseigenen Immobilienmanagements BIM, Sven Lemiss, überzeugten sich am Freitag vom Abschluss dieser Arbeiten und gaben grünes Licht für den sofortigen Umzug von etwa 350 Flüchtlingen ins Hauptgebäude. Rund 1,1 Millionen Euro habe die Sanierung gekostet, teilte Sven Lemiss mit. Im Vergleich zu den Summen, die für Hostels und angemietete Wohnungen auf Dauer bezahlt werden müssten, sei dies eine finanziell günstige Lösung.

Und die Sprecherin des Finanzsenators, Eva Henkel, ergänzte am Sonnabend, auch die herausgehobene Lage am Wannsee sei doch gut. "Die Flüchtlinge sind nicht isoliert, es gibt relativ nahe Bus- und S-Bahnanbindungen und ein großes, freies Grundstück für vielfältige Aktivitäten."

Alles noch wie vor zehn Jahren: Blick in die Stationsflure der früheren Klinik.
Alles noch wie vor zehn Jahren: Blick in die Stationsflure der früheren Klinik.
© Thilo Rückeis

Die Haustechnik funktioniert schon wieder, Licht, Wasser, Strom sind da. Zahlreiche Wasserrohre wurden erneuert, eine komplette neue Heizungsanlage wurde eingebaut. Nun müssen in den nächsten Tagen noch Möbel, Küchenutensilien und viele andere Dinge, die man im Alltag braucht, herangeschafft werden, bevor die ersten Familien und Alleinstehenden in die einstigen Krankenzimmer einziehen.

Zuletzt drehten Kamerateams in der Klinik Arztfilme

Bereits seit Februar dieses Jahres hatten der Senat und das für Flüchtlingsunterkünfte zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) dieses riesige, rund zehn Hektar große Waldgrundstück perspektivisch im Blick. Doch erst seit Oktober packte der Flüchtlings-Krisenstab das Projekt konkret an. Bis zum Spätsommer wurden die landeseigenen Gebäude deshalb noch von Kamerateams angemietet und als ideale Kulisse für Arztfilme genutzt.

Nach der beendeten Sanierung des größten Bettenhauses soll in Heckeshorn nun mittelfristig noch mehr Platz für Asylsuchende geschaffen werden. "Dafür will der Senat zusätzlich die leerstehenden Häuser D und E ertüchtigen", sagt Eva Henkel von der Finanzverwaltung. Abbruchbagger kommen hingegen zu den fünf ehemaligen "Liegehallen" auf dem Gelände. An ihrer Stelle sollen sogenannte mobile Gemeinschaftsunterkünfte aus Wohncontainern entstehen. Bis Ende 2016 sollen in Wannsee dann insgesamt rund 1600 Flüchtlinge leben.

Die Klinik Heckeshorn wurde im Nachkriegsjahr 1947 als Behandlungszentrum für Tuberkulosekranke gegründet. Die gesundheitsfördernde naturnahe Stadtrandlage in frischer Luft gab den Ausschlag für diesen Standort. Ihre Gebäude stehen ganz in der Nähe der traditionsreichen Zehlendorfer Villenkolonie Ahlsen. Das Krankenhaus zählte neben den Kliniken Havelhöhe und Hohengatow zu den wichtigsten Tuberkulose-Zentren West-Berlins. Nach mehreren Trägerwechseln gehörte Heckeshorn seit 2004 zur Helios Kliniken GmbH. Drei Jahre später zog die Klinik zu ihrem jetzigen Standort auf dem Areal des Emil von Behring-Krankenhauses an der Walterhöfer Straße in Zehlendorf-Mitte um. Ihren alten Namen "Lungenklinik Heckeshorn" führt sie aber weiter.

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