zum Hauptinhalt
Begehrtes Plätzchen. Die Moabiter Heinrich-von-Stephan-Gemeinschaftsschule gehört zu den nachgefragtesten Schulen der Stadt und musste dieses Jahr über 100 Schüler ablehnen. Diese Schülergruppe bereitete sich im April auf eine selbst organisierte Reise nach Bulgarien vor.
© Kitty Kleist-Heinrich

Wohin nach der Grundschule?: 1000 Siebtklässler auf der Suche

Knapp 1000 künftige Siebtklässler haben kein Glück gehabt – weder mit Erst-, Zweit- noch Drittwahl. Die Suche wird schwierig, denn es gibt keinen Überblick über die freien Plätze. Die ersten Eltern legen schon Widerspruch ein.

„Verlassen, verraten und verkauft“ – so fühlt sich Alexander Hanne, seitdem klar ist, dass sein Sohn keinen Platz auf dem Kreuzberger Leibniz-Gymnasium bekommt. Der Grundschulschnitt von 1,7 reichte nicht, beim Losen hatte der Elfjährige kein Glück, Zweit- und Drittwunsch klappten auch nicht, darum wurde ihm ein Platz in Mitte angeboten – 50 Minuten Fahrzeit, marodes Gebäude. Jetzt tut Hanne das, was viele der 984 Eltern tun, deren Kind bei keiner Wunschschule Glück hatte: Er telefoniert sich die Finger wund. Ergebnis bislang: null. Die zentralen und attraktiven Gymnasien sind voll.

Noch schwieriger ist es bei den Sekundarschulen, denn unter den 984 betroffenen Kindern sind rund 960, die eine Sekundarschule suchen. Zunächst berichtetet die Bildungsverwaltung, dass es für diese Kinder nur noch 650 freie Plätze an Sekundarschulen gebe, was aber offenbar ein Missverständnis war. Am Donnerstag hieß es dann, dass fast alle betroffenen Kinder einen Ersatzplatz angeboten bekommen hätten. Somit stünden den 650 verfügbaren Sekundarschul- und 630 Gymnasialplätzen nur noch 25 unversorgte Kinder gegenüber.

Allerdings gibt es keine Übersicht über die berlinweit freien Kapazitäten. Einzelne Bezirke geben zwar Listen heraus, mahnen aber, dass sich die Lage ständig ändert, denn bis Anfang Juni dauert die Frist, in der Eltern entscheiden können, ob sie einen angeboten Ersatzplatz annehmen. Das ist nicht nur ein Problem für die 25 Kinder ohne Platzangebot, sondern auch für etliche Familien, die mit den Ersatzplätzen nicht zufrieden sind. Sie müssen jetzt mühsam die wohnortnahen Schulen abtelefonieren, um einen Ausweg für ihr Kind zu finden.

160 Absagen in Tempelhof-Schöneberg

Bei einer Tagesspiegel-Umfrage hieß es zu Wochenbeginn, dass in Pankow noch die Tesla-Gemeinschaftsschule, die Hufeland- und Gustave-Eiffel-Sekundarschule sowie das Robert-Havemann- Gymnasium Plätze frei hatten. In Treptow waren noch Plätze am Anne-Frank- Gymnasium verfügbar, was sich aber laut Schulamt ebenfalls „jeden Tag ändern kann“. Ähnlich verhielt es sich mit dem Da-Vinci- und Ernst-Abbe-Gymnasium sowie der Heinrich-Mann-, Zuckmayer, Kepler- und Liebig-Sekundarschule in Neukölln.

Kapazitäten hat auch die Schule am Staakener Kleeblatt, Einzelplätze gab es in Spandau am Carossa- und Siemens-Gymnasium. Tempelhof-Schöneberg hat wegen seiner beliebten Sekundarschulen wieder die größte Zahl an Ablehnungen schreiben müssen: 160 Kinder bekamen keine Wunschschule. Das Schulamt berichtet von den ersten Widersprüchen.

Mangels freier Plätze an Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe werden den abgewiesenen Familien auch Gymnasien als Ausweichmöglichkeit angeboten . Dies betreffe "insbesondere Kinder, die als Zweit- oder Drittwunsch ein Gymnasium angegeben haben", berichtetet die Bildungsverwaltung.

Zur Startseite