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Wo lernen sie denn? Am 19. Mai werden die Bescheide verschickt.
© Doris Spiekermann-Klaas

Weiterführende Schule in Berlin: Fast alle landen auf der Wunschschule

95,3 Prozent der Berliner Siebtklässler bekommen einen Platz an der Schule ihrer Wahl. Für knapp 1000 Schüler müssen aber Alternativen gefunden werden. Und ein Bezirk sorgt für Verwirrung.

Die Zahl erinnert an DDR-Wahlergebnisse: 99,8 Prozent der Schüler, die im Sommer nach der Grundschule auf ein Gymnasium wechseln wollen, haben einen Platz an einer ihrer drei Wunschschulen bekommen. Dies gab die Bildungsverwaltung am Montag bekannt. An den Sekundarschulen waren es allerdings nur 92 Prozent. Insgesamt hat sich an den Ergebnissen der Vorjahre aber wenig verändert: Wieder lag die Quote der Kinder, die an einer ihrer Wunschschulen landeten, bei über 95 Prozent. Über 18 000 Siebtklässler schafften es sogar, an ihrer Erstwunschschule einen Platz zu bekommen.

Für die freien Plätze gibt es keine Gesamtübersicht

Fest steht, dass unter allen 21 000 Berliner Siebtklässlern knapp 1000 an keiner ihrer drei Wunschschulen einen Platz bekamen. Nun müssen die Bezirke ihnen freie Plätze nachweisen oder die Familien suchen selbst. . Die Auswahl ist nicht mehr groß, denn an den Sekundarschulen gibt es nur noch 650 offene Plätze, an den Gymnasien 630. An welchen Schulen es die freien Kapazitäten konkret gibt, müssen die Eltern in den nächsten Wochen mühselig selbst herausfinden, denn eine Gesamtübersicht über die berlinweit freien Plätze bieten die Behörden nicht.

Die Geschwisterregelung hatte Premiere

In diesem Jahr gab es insofern eine Premiere, als die Geschwisterregelung eingeführt wurde. Sie machte es den betreffenden Familien leichter, einen Platz an ihrer Wunschschule zu bekommen, so dass sie den Bescheiden des Bezirksamtes gelassener entgegen sehen konnten, die am Freitag verschickt worden waren. Allein in Steglitz-Zehlendorf wurden 160 Anträge von Geschwisterkindern gestellt.

Schwierig war es wieder für jene Kinder, die an einer der besonders beliebten Sekundarschulen mit gymnasialer Oberstufe unterkommen wollten. Hier gab es rund 800 Absagen, allen voran an der Bettina-von-Arnim-, Martin-Buber-, Sophie-Scholl, Merian-, Carl-Zeiss-, Max-Beckmann-, Heinrich-von-Stephan-, Robert- Jungk- und Gutenberg-Sekundarschule, wo jeweils zwischen 90 und 160 Schülern abgesagt werden musste. Eine erstaunliche Ausnahme bildet die Alexander-Puschkin-Sekundarschule in Friedrichsfelde: Sie ist die einzige der zehn nachgefragtesten Schulen, die über keine gymnasiale Oberstufe verfügt und dennoch derart beliebt ist.

Insgesamt hatten sich 43 Prozent der Siebtklässler für ein Gymnasium entschieden. Hinzu kommen über 2000 Schüler, die schon ab Klasse 5 ein Gymnasium besuchen. Somit befinden sich fast die Hälfte der Siebstklässler (48 Prozent) auf dieser Schulform. Dieser Befund widerspricht der gern geäußerten These, dass das Turboabitur der Beliebtheit der Gymnasien geschadet habe.

Dass zwei Gymnasien in Charlottenburg-Wilmersdorf, das Walther-Rathenau- und das Herder-Gymnasium, in diesem Jahr mangels Nachfrage keine regulären siebten Klasse aufmachen können, liegt denn auch nicht an einem mangelnden Interesse an Gymnasien, sondern an der speziellen Lage im kinderarmen, aber vom Einkommen her reichen Grunewald und Westend: Die wenigen Kinder, die es dort gibt, werden oft auf teure Privatschulen geschickt. Das Herder-Gymnasium hat aber seine mathematische Profilklasse und sein grundständiges Angebot ab Klasse 5 aufrechterhalten können. Über die weitere Entwicklung der Walther-Rathenau-Schule werde „nach genauer Betrachtung der Situation und der Prognosen zur Schülerzahlentwicklung“ entschieden, teilte Bildungsstadträtin Elfi Jantzen (Grüne) am Montag mit.

Im Grunewald werden die Kinder knapp

Allerdings hat ihr Schulamt gerade einen unfreiwilligen Beitrag geleistet, um die Eltern künftig von weiteren Anmeldungen abzuschrecken: In einer Tabelle mit den Anmeldezahlen aller Oberschulen des Bezirks ist fälschlich zu lesen, dass es an der Herder- und Rathenau- Schule keine einzige Anmeldung für die Regelklassen gegeben habe, obwohl allein die Rathenau-Schule 26 Erst- und über 80 Zweit- oder Drittwünsche vorzuweisen hat. Jantzen erklärte diesen Widerspruch mit den Gepflogenheiten der Bezirksstatistik: Wenn keine Klasse aufgemacht werde, setze man „die ganze Zeile auf Null“. Dass mit der Tabelle nun der Eindruck entstanden sei, es habe keine einzige Anmeldungen gegeben, sei weder bedacht noch beabsichtigt gewesen, betonte Jantzen, und gab Anweisung, die richtigen Anmeldezahlen „textlich einzufügen“. Allerdings werden die missverständlichen Tabellen längst herumgereicht.

„Einige Schulen haben sich stärker profilieren können als andere, so dass sowohl bei den Gymnasien als auch den Sekundarschulen die Zahl der übernachgefragten Schulen leicht gestiegen ist. Mein Ziel ist es, dass sich alle Berliner Schulen ein überzeugendes Profil geben, um die Schulwahl der Eltern zu erleichtern und die Anmeldungen noch gleichmäßiger zu verteilen," betonte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) nach Bekanntgabe der Ergebnisse. Insgesamt habe sich das vor vier Jahren reformierte Anmeldeverfahren gut etabliert. Seither werden bei übernachgefragten Schulen rund 30 Prozent der Plätze durch ein Losverfahren vergeben. Die übrigen Kapazitäten werden nach Notenschnitt oder Eignung der Schüler verteilt.

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