zum Hauptinhalt
Krawalle und Liebe. Ein Paar und Polizisten am Abend bei der "Revolutionären 1. Mai-Demonstration" in Neukölln.
© Christian Mang/Reuters

Der Tag in Bildern: 1. Mai in Berlin zwischen friedlichem Protest und Krawallen

Loveparade-Stimmung bei der Fahrraddemo Richtung Grunewald, später in Neukölln die heftigsten Ausschreitungen seit Langem. Das sind die Bilder vom 1. Mai.

Immer ruhiger war der 1. Mai in den vergangenen Jahren geworden, die Krawallen früherer Demos schienen fast vergessen. Doch dieser 1. Mai, der zweite in der Corona-Pandemie, stellte die Polizei auf eine harte Probe: Bei der "Revolutionären 1. Mai-Demo" des linken und linksextremen Spektrums gab es am Abend Rangeleien mit der Polizei, Festnahmen, verletzte Beamte, brennende Barrikaden, Sprechchöre gegen die Polizei, die mitunter machtlos wirkte.

Die Polizei versuchten, die Lage in Neukölln unter Kontrolle zu bringen - teilweise vergeblich.
Die Polizei versuchten, die Lage in Neukölln unter Kontrolle zu bringen - teilweise vergeblich.
© Kay Nietfeld/dpa

Rund 5600 Beamte waren den ganzen Tag im Stadtgebiet im Einsatz, die härtesten Stunden erlebten sie am Abend in Neukölln, auf der Sonnenallee, der Karl-Marx-Straße und umliegenden Straßen. Mindestens 30 Einsatzkräfte wurden verletzt, etwa durch Stein- und Flaschenwürfe.

Die Tagesspiegel-Demo-Reporter:innen berichteten von linken Demonstrierenden und von Jugendlichen, die mal wieder etwas erleben wollten. Eigentlich sollte die Demo bis zum Oranienplatz nach Kreuzberg führen, doch da kam sie nie an. Gegen 22 Uhr wurde die Veranstaltung vom Anmelder beendet - auch er war angegriffen worden.

Die Feuerwehr löschte brennende Palletten, Sperrmüll, Mülltonnen und Glascontainer.

Zurück blieben Scherben und Verwüstung - und die Frage, wie es dazu kommen konnte. Wurde die Lage von Polizei und Senatsinnenverwaltung unterschätzt?

Mindestens 30 Polizisten wurden bei der Demonstration verletzt.
Mindestens 30 Polizisten wurden bei der Demonstration verletzt.
© Tobias Schwarz/AFP

Zuvor hatte sich die Situation zum Teil zugespitzt, nachdem der schwarze Block ein Teilverbot bekommen hatte - dort sollen laut Polizei die Corona-Hygieneregeln nicht eingehalten worden sein. Immer wieder gerieten Polizei und Demonstrierende aneinander.

Am späten Abend war die Rede von 240 Festnahmen im Laufe des gesamten Tages, die genaue Zahl wird wohl erst am Sonntag oder zu Wochenbeginn feststehen.

Begonnen hatte die traditionelle Demo der linken Szene am frühen Abend am Hermannplatz, 8000 bis 10.000 Menschen nahmen teil. Abstand konnte nicht immer gehalten werden, die meisten trugen aber die vorgeschriebenen Masken.

Mit Gesichtsbedeckungen kennen sie sich eigentlich aus: Der schwarze Block war auch dabei.

Bei der Demo ging es auch um Protest gegen den Kapitalismus, die Verteilung von Reichtum und den Kampf gegen Rassismus.

Ein zentrales Thema vieler Demonstrationen, auch der Demo in Neukölln: Der Kampf um bezahlbaren Wohnraum.

Viele Demonstrierende kamen über die Stadtautobahn nach Neukölln - vorher hatten sie an der Fahrraddemo in Grunewald teilgenommen.

Die Aktion fand zum wiederholten Mal im Villenviertel statt - ganz bewusst als Zeichen gegen wohlhabendere Berlinerinnen und Berliner, die dort leben.

Am Großen Stern hatten sich Radfahrer getroffen, um nach Grunewald zu fahren. Mehr als 10.000 Menschen haben nach Polizeischätzungen daran teilgenommen, darunter auch viele Familien mit Kindern - und Demonstrierende mit eindrucksvollen Bastelfähigkeiten.

Ein Protestzug der Club- und Kulturszene zog am Mittag vom Ostbahnhof zum Ostkreuz, hier waren etwa 4000 Menschen mit von der Partie.

Derweil in Lichtenberg: Coronaleugner und Querdenker sammelten sich hier und hofften auf göttlichen Beistand im Kampf gegen die Coronapolitik der Bundesregierung und des Berliner Senats.

Maskenpflicht galt wie auf allen Demonstrationen, wurde von den Coronaskepktikern naturgemäß aber weniger ernst genommen.

Begonnen hatte der 1. Mai am Vormittag mit einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes am Brandenburger Tor - eine Gelegenheit zum Fototermin für Franziska Giffey, SPD-Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl im September, und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Harmonischer wurde es an diesem 1. Mai nicht mehr.

Zur Startseite