Verhaltensbiologie: Zwergpinguine gehen gemeinsam auf die Jagd
Auf der Suche nach Beute legen Zwergpinguine mehr als 40 Kilometer am Tag zurück.
Ein wenig ähnelt eine Kolonie der Zwergpinguine Eudyptula minor in Neuseeland und Australien einem Dorf. Jede Vogelfamilie hat ein eigenes Zuhause, das unter einer Baumwurzel, in Felsspalten und Erdlöchern, in Nistkästen oder unter dem Boden einer Scheune liegen kann. Die nicht einmal 40 Zentimeter großen und ein Kilogramm schweren Vögel haben zwischen diesen Pinguinhäusern ein Netz von Pfaden getrampelt. Am Morgen wackeln die wegen ihrer blauen Rückenfärbung in Neuseeland Blue Penguin genannten Tiere Richtung Strand. Im Meer jagen sie kleine Fische, Krebstiere und Tintenfische. Kommen sie am Abend zurück, füttern sie damit ihren Nachwuchs. Die Forscher Maud Berlincourt und John Arnould von der Deakin University in Melbourne fragten sich, ob wie in der Kolonie auch auf hoher See Teamwork angesagt ist oder ob die kleinen Pinguine auf eigene Kappe Beute machen. In der Online-Zeitschrift "Plos One" berichten die Forscher jetzt über ihre Beobachtungen.
Messgeräte auf dem Rücken
Um die eleganten Schwimmer auch im Wasser beobachten zu können, schlichen die Forscher sich in die Kolonie „London Bridge“ im Port Campbell-Nationalpark im Süden Australiens und schnappten sich von den rund 70 besetzten Nestern einige Elternvögel. Mit schwarzem Klebeband befestigten sie ein wenige Zentimeter großes Messgerät am Rücken der Tiere. Alle zwei Minuten bestimmt es über das Satellitenortungssystem GPS seine Position und zeichnet die Daten auf. Ein zweiter Apparat misst während des Tauchens, wie tief sich ein Pinguin unter Wasser befindet.
Kommen die Tiere nach der Jagd am Abend wieder zum Nachwuchs nach Hause, nehmen die Forscher ihnen ihre Mess-Rucksäcke wieder ab und werten die darin gespeicherten Daten aus. Nach 84 so beobachteten Pinguin-Arbeitstagen zeichnet sich eine erstaunliche Leistung der kleinen Frackträger ab. Im Durchschnitt dauert ein Pinguin-Arbeitstag knapp 15 Stunden, in denen die Tiere mit 41,2 Kilometern die Marathonstrecke um gerade einmal einen Kilometer verfehlen. Allerdings ähnelt die Strecke eher einem Hindernislauf, weil die Vögel immer wieder jeweils durchschnittlich zwölf Minuten lang tauchen und dabei auch noch Beute machen wollen.
Synchrone Tauchgänge
Da die Tiere von Nachbarnestern meist fast gleichzeitig Richtung Meer aufbrechen, könnten sie möglicherweise auch gemeinsam jagen, vermuteten die Forscher ursprünglich. Diese Annahme liegt weit neben der Realität, beweisen die Daten. Mit ihren Nestnachbarn pflegen Zwergpinguine nicht auch noch Teamwork im Beruf.
Mit anderen Artgenossen aber tun sie das durchaus, bei 58 der 84 untersuchten Jagdausflüge und damit in mehr als zwei Drittel aller Fälle waren mindestens zwei Pinguine gemeinsam unterwegs. Vor allem wenn es drauf ankommt, scheinen die Tiere das Teamwork zu bevorzugen. In 38 Prozent aller Fälle synchronisierten die Vögel ihre Tauchgänge. Dabei verschwanden sie im Durchschnitt rund 92 Meter voneinander entfernt in die Tiefe. Solche Distanzen erlauben durchaus eine erfolgreiche Kooperation.
Da die Forscher jeweils nur einige wenige Tiere der Kolonie mit Messgeräten ausrüsten konnten, dürften solche Zahlen eher unterschätzen, wie häufig die Zwergpinguine zusammenarbeiten. „Es könnte leicht möglich sein, dass Zwergpinguine keine Individualisten sind, sondern fast immer gemeinsam jagen“, vermuten die Forscher.
Gemeinsames Tauchen schützt vor Raubtieren
Immerhin bringt dieses Teamwork Vorteile. Wer nicht als Single, sondern in einer Gruppe unterwegs ist, verringert die Gefahr erheblich, von größeren Räubern wie Seeleoparden erwischt zu werden. Tintenfische, Krebse und Fischschwärme verteilen sich im Meer auf recht große Regionen. Da eine Gruppe einen viel größeren Bereich im Auge behalten kann, findet sie auch schneller Beute. Und die kann man im Team auch leichter zusammentreiben, um so aus dem Vollen schöpfen zu können. Teamwork lohnt sich also, auch für Zwergpinguine.
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