„Tests schärfen das Bewusstsein“: Zwei Schulen machen vor, wie sichere Öffnungen gelingen könnten
Die Schulen in Rostock und Neustrelitz lassen bereits seit Mitte vergangenen Jahres ihre Schüler selber testen. Der Verband der Jugendärzte warnt davor.
Gert Mengel ist einer der Schulleiter, den Corona aufgescheucht hat. Der nicht stehen bleiben will. „Ich würde mich freuen, wenn wir ein bisschen schneller lernen könnten“, sagt der Vorsteher der Don-Bosco-Schule in Rostock.
Er meint damit die Coronatests für Schulen, die von Schülern selbst abgenommen werden können. An Mengels und einer Schule in Neustrelitz wird bereits seit Juli 2020 getestet. 5000 Tests haben sich allein die Schüler der freien katholischen Schule in Rostock unterzogen. Die Botschaft heißt: Testen ist machbar – und vor Ort geht das viel schneller.
Während die Nation noch grübelt, und Jens Spahn wegen der unendlichen Langsamkeit seiner Corona-Politik unter Druck gerät, können das die Schüler in Rostock und Neustrelitz inzwischen wie im Schlaf: Testen. „Ganze acht Tests von den 5000 waren nicht auswertbar“, lobt Gert Mengel seine Schüler, die die Rachenabstriche selbst vornehmen. Manchmal helfen auch die Eltern zuhause. Nur vier mal zeigten die Tests eine Infektion an.
Das Vorgehen passt zu Rostock. Der dortige Bürgermeister Claus Ruhe Madsen hat durch Entschlossenheit und Testen die Inzidenzen in Rostock niedrig gehalten. Er tingelt inzwischen mit seiner Luca-App durch die Talkshows, um Deutschland zu zeigen, wie man das Virus kontrollieren kann. Da kommt Schulleiter Mengel gerade Recht: Wenn Madsen mit Rostock Vorbild sein will, so will das der Don-Bosco-Rektor mit der Schule sein.
„Wir könnten die Schulen wieder sicher öffnen“, sagt Mengel im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Sogar Sport und Musik und regelmäßig in den Gottesdienst wäre wieder möglich. Und wir können Schluss machen mit dem alle überfordernden Wechselunterricht.“
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Dabei ist Mengel kein Gegner digitalen Lernens. Was ihm Sorgen bereitet sind die Schüler, die trotzdem vereinsamen. „Unsere Schüler geben uns gutes Feedback für das digitale Lernen – und trotzdem sagen sie, dass sie sich einsam fühlen zuhause vor dem Bildschirm.“
„Tests schärfen das Bewusstsein der Schüler“
Der Verband der Jugendärzte warnte nun „vor den negativen psychologischen Auswirkungen repetitiver Testungen“. Diese könnten insbesondere bei jungen Kindern entstehen. Der Leiter der katholischen Schule weist das anhand seiner erlebten Praxis zurück.
„Die Corona-Tests schärfen im Gegenteil das Bewusstsein der Schüler – und sensibilisieren sie für die Regeln“, sagt Mengel. Vor allem aber wird die Pandemie für die Schüler auch beherrschbar. „Wer die kompliziertesten chemischen Experimente machen kann, schafft auch einen simplen Rachenabstrich“, sagt er. „Trauen wir unseren Kindern doch was zu.“
Der Witz am Test der Hansestadt ist zudem: in Zusammenarbeit mit dem BioTech-Unternehmen „Centogene“ testet Don Bosco mit den valideren PCR-Kits. Die Schüler nehmen die Tests mit nach Hause, nehmen die Speichelproben, geben sie ab – und werden 12 Stunden nach dem Abstrich per App darüber informiert, ob sie positiv sind. „Wenn jemand infiziert war, wussten wir schnell Bescheid und konnten gezielt den Schüler und seine Umgebung isolieren – und nicht gleich die ganze Schule.“
Eine typisch deutsche Corona-Erzählung
Corona-Tests sind bereits in mehreren Städten und Bundesländern möglich. Sachsen bietet seinen Schülern seit Anfang des Jahres an, sie auf Corona-Infektionen zu überprüfen. Allerdings nehmen nur relativ wenig Schüler daran teil. Mecklenburg-Vorpommern wiederum will künftig auch die Grundschüler testen. Das wären dann allerdings Schnelltests - und die könnten die ABC-Schützen nicht alleine machen.
Die Geschichte der Mecklenburger PCR-Tests ist eine typisch deutsche Corona-Erzählung. Das Gymnasium Carolinum in Neustrelitz hatte es mit den Tests von Centogene bereits im Mai bis in die New York Times geschafft. Danach kamen Anfragen aus der ganzen Welt, wie man Schule durch Selbsttests sicherer machen kann.
Dann allerdings versank die Corona-Politik der Kultusminister in Tiefschlaf. Vielleicht geht es ja diesmal schneller, jetzt, wo die dritte Welle mit der für Kinder gefährlicheren Mutante B117 anrollt. Schulleiter Mengel hat da Hoffnungen. Bei einer Online-Diskussion am Wochenende fragte er Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), ob sie sich für sein erprobtes Testmodell interessiert. Karliczek bat darum, Rostocks Erfahrungen kennen lernen zu dürfen.
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