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Yoshinori Ohsumi
© REUTERS
Update

Nobelpreis für Medizin: Yoshinori Ohsumi erforschte Recycling in Zellen

Der jetzt mit dem Nobelpreis geehrte Japaner entdeckte in Bäckerhefe die Grundlagen für den Abbau von Zellbestandteilen. Die haben auch im menschlichen Körper eine wichtige Rolle.

Der Nobelpreis für Medizin und Physiologie geht in diesem Jahr an den Japaner Yoshinori Ohsumi für die Entdeckung des Autophagie-Mechanismus. Dieser spielt bei der Zersetzung von Zellbestandteilen eine Rolle. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit. Die höchste Auszeichnung für Mediziner ist mit umgerechnet 830.000 Euro (8 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert.

Ohsumi, geboren 1945, „entdeckte und erforschte Mechanismen, die der Autophagie zugrunde liegen", hieß es vom Institut. „Dabei handelt es sich um einen grundsätzlichen Prozess, um Zellkomponenten abzubauen und zu recyceln.“ Das dient der Gesunderhaltung des Körpers. Ohsumi arbeitet am Institute of Technology in Tokio.

Das Konzept der Autophagie wurde demnach in den 1960er-Jahren entwickelt. Damals beobachteten Wissenschaftler erstmals, dass Zellen einzelne Bestandteile zerstören konnten, indem sie diese in winzige Membranen einschlossen und diese „Päckchen“ zu einer Recyclingstation brachten, den „Lysosomen“.

Wie der Abbau genau ablief, blieb lange unklar. Das änderte sich mit Ohsumis „brillanten“ Experimenten in den frühen 1990ern. Er nutzte Bäckerhefe, um jene Gene zu identifizieren, die grundlegend für die Autophagie sind. Nachdem er den Recycling-Mechanismus für die Hefe ergründet hatte,  konnte er zeigen, dass ähnliche Vorgänge auch in den menschlichen Zellen ablaufen.

Wie das Preiskomitee mitteilt, haben die Entdeckungen des Japaners entscheidend dazu beigetragen, die Rolle des zellulären Recyclings in vielen physiologischen Prozessen zu verstehen. Dazu zählen die Anpassung an Nährstoffmangel und Reaktionen auf Infektionen. Weiterhin zeigte sich, dass Mutationen in den relevanten Genen zu Krankheiten führen können.

Erste Reaktion: "Aach!"

Der 71-jährige Preisträger hat mit einem Seufzen auf die Nachricht von dem Preis reagiert. „Er wirkte überrascht, seine erste Reaktion war: Aach“, sagte der Sekretär des Nobelkomitees am schwedischen Karolinska-Institut, Thomas Perlmann, nach der Verkündung am Montag in Stockholm. „Ich glaube, er hat das wirklich nicht erwartet.“ Kurz zuvor hatte er mit Ohsumi telefoniert. „Ich glaube, er war sehr erfreut. Es war sehr schön, mit ihm zu sprechen.“

Seit 1901 haben 210 Menschen den Medizinnobelpreis erhalten, darunter zwölf Frauen. Der erste ging an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung einer Therapie gegen Diphtherie. Der jüngste Preisträger war bislang mit 32 Jahren Frederick G. Banting, der älteste war mit 87 Jahren Peyton Rous.

Die Preisverleihung findet am 10. Dezember statt

Mit dem Medizin-Preis startete die Nobelpreiswoche: Am Dienstag und Mittwoch werden die Träger des Physik- und des Chemie-Nobelpreises benannt. Später folgen die Träger für den Friedens-, Literatur- und den von der schwedischen Reichsbank gestifteten sogenannten Wirtschaftsnobelpreis. Die feierliche Überreichung aller Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Im vergangenen Jahr erhielt die Hälfte des Preisgeldes die Chinesin Youyou Tu für die Entdeckung des Malaria-Wirkstoffs Artemisinin. Die andere Hälfte bekamen der gebürtige Ire William C. Campbell und der Japaner Satoshi Omura, die den Wirkstoff Avermectin entwickelten. Daraus entstanden Präparate gegen Parasitenerkrankungen in ärmeren Ländern wie Flussblindheit und lymphatische Filariose, die zur Elephantiasis führen kann. (nes/dpa)

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