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Jörg Hacker, Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften
© picture alliance

Politik und Gentechnik: „Wir müssen Technologieoffenheit einfordern“

"Sprunginnovationen" fördern oder "Gentechnikanbau-Verbot" durchsetzen? Akademie-Präsident Jörg Hacker kritisiert das Sondierungspapier von SPD und Union.

Professor Hacker, Union und SPD wollen laut Sondierungspapier ein bundesweit einheitliches „Gentechnikanbau-Verbot“. Was halten Sie als Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften davon?

Gentechnisch veränderte Pflanzen sollten zumindest von Forschern zu Testzwecken weiter freigesetzt werden können. Wenn der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verboten ist, dann ist auch die Forschung mittelfristig nicht mehr konkurrenzfähig. Beides bedingt sich. Allerdings ist das Sondierungspapier vielschichtig, an anderer Stelle ist von „Technologieoffenheit“ die Rede. Diese Offenheit müssen wir auch für die Grüne Gentechnik einfordern.

Union und SPD wollen auch „Sprunginnovationen“ fördern. Neue Genome Editing-Methoden wie die Crispr-Genschere sind genau das. Nimmt der Begriff „Gentechnikanbau-Verbot“ womöglich Crispr und Co aus?

Es wäre sicher ein falsches Signal, wenn man diese Technologien gerade jetzt hinhaltend behandelt oder gar pauschal verbietet. Ich habe die Hoffnung, dass sich die Debatte um die Grüne Gentechnik nicht zuletzt durch ein zukunftsorientiertes Urteil des EuGH verändern wird. Die neuen, Crispr-basierten Züchtungsmöglichkeiten bieten auch im Ökolandbau neue Möglichkeiten.

Wie sehen Sie die Debatte um Glyphosat?

Die Behörden haben die Datenlage dazu gut zusammengetragen, und man kann sich auf dieses Urteil auch verlassen. Nichtsdestotrotz besteht in der Bevölkerung eine Skepsis gegenüber der modernen Landwirtschaft und Sorge um den Rückgang der Artenvielfalt. Ich sehe es allerdings mit Unbehagen, wenn in einer solchen, mitunter emotionalen Debatte Fakten überinterpretiert oder auch ignoriert werden. Dann ist es Aufgabe der Wissenschaft, für einen objektiven Erkenntnisprozess einzustehen, so unbequem das für die Politik auch sein mag.

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