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Südsudanesen auf der Flucht nach Uganda.
© AFP

"Falling Walls"-Konferenz in Berlin: Wie sich Flüchtlinge am besten integrieren

Wer am Fluchtort sofort arbeiten darf, kommt besser an, sagt der Oxforder Politologe Alexander Betts. So werden aus Flüchtlingen Arbeitgeber.

Das Bild, das der Oxforder Politikwissenschaftler Alexander Betts zu Beginn seiner Vortrags auf der Falling-Walls-Konferenz an die Wand wirft, kommt einem sehr gegenwärtig vor: Es ist ein langer Treck von Geflüchteten, irgendwo in Europa. Doch wer denkt, es handelt sich um Bilder aus der jüngsten Zeit, irrt, klärt Betts auf. Es ist ein Bild aus den 1990ern. Hunderttausende flohen damals wegen des Krieges im ehemaligen Jugoslawien.

Die Gefüchteten von damals sind heute in der Öffentlichkeit kein Thema mehr – für Betts ein Zeichen, dass Europa sehr wohl viele Geflüchtete integrieren kann. Er selber kam damals zu seinem Forschungsthema. Betts arbeitete als Volunteer in einem Flüchtlingscamp – und erwartete, Mitleid zu haben. Stattdessen wurde er inspiriert: von einem Juristen, von einem Olympioniken, die aus ihrem Leben berichteten, das sie zurücklassen mussten.

"Flüchtlinge müssen keine Last sein"

„Flüchtlinge müssen keine Last sein. Ganz im Gegenteil: Sie können Gesellschaften auch ökonomisch voranbringen“, ist Betts seitdem überzeugt. Die Frage ist nur, unter welchen Umständen das klappen kann – sie treibt Betts seit Jahren um und ist aktueller denn je. 65 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht, die meisten davon werden wohlgemerkt von nichteuropäischen Ländern aufgenommen.

Die größten Probleme bereitet Geflüchteten, dass sie – wie in Deutschland – zunächst nicht arbeiten dürfen und an einen bestimmten Aufenthaltsort gebunden sind. Betts hat nun mit seinem Team die wenigen Regionen ausfindig gemacht und analysiert, in denen das Gegenteil der Fall ist. Uganda ist ein Beispiel, wo Geflüchtete sofort nach ihrer Ankunft eine Arbeit aufnehmen können. Und siehe da: Ihre Situation verbessert sich schlagartig.

Beide Seiten müssen von der Zuwanderung profitieren

Betts macht das an zwei Zahlen deutlich. Nicht nur arbeiten fast alle Geflüchteten dort. 60 Prozent der Flüchtlinge sind selbstständig – und beschäftigen ihrerseits im Schnitt 2,4 Einheimische. In Jordanien wurden ähnliche Erfahrungen gemacht, sagt Betts. Klar sei für ihn, dass Integration nur funktioniere, wenn beide Seiten profitieren: die, die ankommen – und die, die aufnehmen.

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