Psychologin Jule Specht ausgezeichnet: „Wichtig ist, Leidenschaft zu vermitteln“
Die Psychologin Jule Specht wurde mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2014 ausgezeichnet.
Bei Jule Specht geht offenbar alles etwas schneller als bei anderen: Mit gerade einmal 28 Jahren ist sie Psychologin, Juniorprofessorin, Autorin und zweifache Mutter. Ursprünglich wollte sie Journalistin werden, „weil man sich da mit so vielen unterschiedlichen Dingen befassen kann“. Doch dann weckte der naturwissenschaftliche Unterricht in der Schule ihr Interesse für Psychologie. Ein Wunsch, den sie erfolgreich als Beruf umsetzte. Im Januar ist Jule Specht mit dem Berliner Wissenschaftspreis 2014 für Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet worden.
„Mein Lieblingsfach in der Schule war Mathematik, aber ich hatte auch hervorragenden Biologieunterricht“, sagt die junge Wissenschaftlerin. Schon damals habe sie immer wieder die Universitätsbibliothek in Magdeburg gestürmt, um Fachbücher zu lesen. „Wenn man einmal Feuer gefangen hat, kann man nicht mehr aufhören, sich mit Psychologie zu beschäftigen“, sagt sie. Ihr Erfolgsrezept, um Familie, Beruf und Karriere unter einen Hut zu bringen? „Man braucht eine sehr klare Zeitplanung und muss Prioritäten setzen.“
Besonderes wissenschaftliches Interesse hat Jule Specht an der Entwicklung der Persönlichkeit im Erwachsenenalter. In ihrer Dissertation, die 2011 erschienen ist, beschäftigte sie sich mit Persönlichkeitsveränderungen im Laufe des Lebens. Mit ihrem Team machte sie dabei eine interessante Entdeckung. „Wir stellten fest, dass sich die Persönlichkeit im hohen Alter noch einmal ähnlich stark verändert wie im jungen Erwachsenenalter.“ Bislang sei man davon ausgegangen, dass die Persönlichkeit im Laufe des Lebens relativ stabil bleibt. „Aber bei älteren Menschen entwickelt sich da offenbar noch ganz viel, das finde ich extrem spannend“, sagt Specht. Noch lägen in Bezug auf Senioren insgesamt nur wenige Untersuchungen vor, sagt die Wissenschaftlerin – was mit Blick auf den demografischen Wandel verwundere: „Welche Faktoren für glückliches Altern und Erfolg im hohen Alter entscheidend sind – das sind meiner Meinung nach sehr wichtige Fragen, auf die es sich lohnt, Antworten zu finden.“
Neben ihrer Forschung investiert Jule Specht viel Zeit in die Wissenschaftsvermittlung. So betreibt sie seit vier Jahren das Blog www.jule-schreibt.de, wo sie Forschungsergebnisse aus der Psychologie für Laien aufbereitet. „Es gibt großes Interesse an psychologischen Themen in der Öffentlichkeit“, sagt sie. In den Medien würden Studienergebnisse jedoch häufig nur angerissen.
„Oft sind gerade die Details besonders spannend. Im Blog habe ich ein paar Zeilen mehr zur Verfügung und kann besser erklären.“ Offenbar mit Erfolg, denn mittlerweile veröffentlicht Specht regelmäßig als Kolumnistin auf der Homepage der Zeitschrift „Psychologie heute“ und hat nebenbei das Buch „Suche kochenden Betthasen“ geschrieben, in dem sie Forschungsergebnisse rund um Liebe und Partnerschaft zusammengetragen hat.
Auch die Lehre kommt bei Jule Specht nicht zu kurz – sie liegt ihr besonders am Herzen. „Mit am Wichtigsten ist es, Leidenschaft zu vermitteln“, sagt die Psychologin. Zwar gebe es viele Bücher, aus denen man gut lernen könne, der Mehrwert von Vorlesungen sei jedoch, dass man dort über den persönlichen Kontakt Begeisterung für das Fach vermitteln könne. „Wenn man ein Thema interessant findet, lernt es sich besser. Ich möchte meinen Studierenden vermitteln, dass Persönlichkeitspsychologie ein spannendes Fach ist.“
Auch zukünftig will sich Specht mit Themen rund um die Persönlichkeitsentwicklung befassen. So stelle sich etwa die Frage, ob man die Persönlichkeit trainieren könne. „Das Tolle an Wissenschaft ist, dass man nie fertig wird“, sagt sie und lacht.
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Nora Lessing
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