Gefahr eines neuen Corona-Ausbruchs: WHO warnt vor „Doppelwelle“ in Europa
Die Weltgesundheitsorganisation reagiert besorgt auf die Lockerung von Maßnahmen in der Coronavirus-Krise. Zudem besteht die Gefahr, dass die Grippe parallel ausbricht.
Die europäischen Staaten sollten sich nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits jetzt auf eine zweite tödliche Welle von Coronavirus-Infektionen einstellen. Es sei an der „Zeit für die Vorbereitung, nicht für Feierlichkeiten“, sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, am Montag der britischen Zeitung „The Telegraph“.
Er reagierte damit auf die Lockerung von Maßnahmen gegen die Pandemie in mehreren Ländern. Besonders besorgt äußerte sich der WHO-Regionaldirektor über die Möglichkeit einer „Doppelwelle“. „In dem Fall könnten wir eine zweite Covid-Welle haben und eine saisonale Grippe oder die Masern.“
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Viele Kinder seien nicht gegen die Masern geimpft, warnte Kluge. Die Länder müssten die Zeit nun nutzen, um ihr Gesundheitswesen zu stärken und zum Beispiel die Kapazitäten in Krankenhäusern auszubauen. Zwar gingen in Staaten wie Großbritannien, Frankreich und Italien die Fallzahlen zurück, sagte der Experte. Aber das bedeute noch nicht, dass sich die Pandemie dem Ende nähere.
Wegen der Coronavirus-Krise hält die WHO ihre zweitägige Weltgesundheitsversammlung, dem höchsten Entscheidungsgremium, bis Dienstag nur online ab.
Im Vorlauf dieser hatten mehrere Hilfsorganisationen gefordert, den garantierten Zugang zu Corona-Medikamenten und Impfstoffen für alle sicherzustellen. Dies müsse ein zentrales Ergebnis der Konferenz sein, erklärte der entwicklungspolitische Dachverbands Venro am Montag. Venro vertritt rund 140 entwicklungspolitische und humanitäre Organisationen.
Es dürfe keine Rolle spielen, wo die Menschen leben, ob sie wohlhabend oder arm sind, mahnte der Bundesverband. „Das diesjährige Treffen ist wichtiger denn je“, betonte Venro-Vorstandsvorsitzender Bernd Bornhort. Es müssten globale Antworten zur Überwindung der Coronavirus-Pandemie gefunden werden.
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Dazu seien eine starke, handlungsfähige Weltgesundheitsorganisation und gemeinsame Anstrengungen aller Mitgliedsstaaten nötig. Die WHO als einzige übergeordnete Instanz für globale Gesundheit brauche eine verlässliche Finanzierung und uneingeschränkte politische Unterstützung ihrer 194 Mitgliedsstaaten.
Venro forderte zugleich, andere lebensbedrohliche Krankheiten nicht aus dem Blick zu verlieren. Dass die begrenzten Ressourcen für die Gesundheitsversorgung derzeit in vielen Ländern zur Corona-Bekämpfung genutzt würden, könne sich besonders in armen Ländern verheerend auswirken. Todesfälle durch Malaria, Aids, Tuberkulose oder vernachlässigte Tropenkrankheiten könnten massiv zunehmen. (Tsp, dpa, epd)
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