Drosten beunruhigt über Schüler-Studie: „Wenn das in Schulen passiert, dann darf man Schulen nicht öffnen“
In Frankreich hatten sich in einem Gymnasium rund 40 Prozent der Schüler mit dem Coronavirus angesteckt. Das ergab eine Studie mit Antikörpertests.
Eine Studie aus Nordfrankreich liefert Hinweise zum Infektionsgeschehen in Schulen. Rückblickend wurde der Ausbruch des Coronavirus in einem Gymnasium in Oise dokumentiert. Es wurden rund 660 Antikörpertests bei Lehrern, Schülern, Eltern und Geschwistern gemacht.
Innerhalb von fünf Wochen habe sich ein „sich langsam hochschaukelnder Ausbruch“ vollzogen, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten im „NDR-Podcast“.
Das Ergebnis der Studie: In fünf Wochen hätten sich laut Drosten 38,3 Prozent der Schüler infiziert, 43,4 Prozent der Lehrer und 60 Prozent der sonstigen Mitarbeiter (Kantinenpersonal, Hausmeister etc.). Bei den Übertragungen auf Geschwister und Eltern lag die Quote bei 10,2 und 11,4 Prozent.
„Das sind Zahlen, da muss man schon sagen: Wenn das in Schulen passiert, dann darf man Schulen nicht öffnen. Da infizieren sich wirklich im Mittel über 40 Prozent.“ Drosten halte diese Zahlen für ziemlich „beeindruckend“.
Ein solches Gymnasium habe dann schon mal rund 1500 Schüler. "Wenn man dann innerhalb von ein paar Wochen plötzlich etwa 800 neue Fälle hätte - in der Stadt und in allen Familien, die dazugehören - dann kann man sich vorstellen, dass das einen Ausbruch treibt."
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Drosten betonte aber auch, dass die Situation damals in der französischen Schule nicht eins zu eins mit der Realität hier in Deutschland zu vergleichen sei, wo man eine schrittweise Schulöffnung plant.
„In der jetzigen Realität sollen die Schüler eine Maske tragen, es soll Abstand in den Klassen geben, ausgedünnte Jahrgänge, zum Teil nicht jeden Tag Unterricht, sondern an versetzten Tagen, sodass weniger Schüler in der Schule sind. Pausenregelungen anders gestalten, dass die große Pause nicht so aussieht, dass alle Schüler auf dem Schulhof durcheinanderlaufen."
Weiter sagte Drosten: „Alle diese Dinge werden das Geschehen in der heutigen Schulöffnung ganz anders aussehen lassen.“