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Mangelnder Austausch. Was den Schülern im Unterricht schwer fällt, wissen die pädagogischen Kräfte, die sie am Nachmittag fördern sollen, oftmals nicht.
© dpa

Ganztagsschulen: Wenig fachliche Förderung am Nachmittag

Zu wenig Förderunterricht am Nachmittag, in dem Defizite aus dem Unterricht aufgeholt werden und niedrige Beteiligungsquoten: In einer aktuellen Studie üben Bildungsforscher erneut Kritik an der Schulform, die vor allem schwächere Schüler unterstützen soll.

Bildungsforscher sehen nach wie vor Defizite beim Angebot von Ganztagsschulen. Am Nachmittag bieten vor allem Gymnasien fachliche Förderung in Mathematik, Naturwissenschaften oder Fremdsprachen sowie musisch-kulturelle Arbeitsgemeinschaften. An den Sekundarschulen gibt es einer aktuellen Studie zufolge weit weniger solcher Angebote. Wo das Nachmittagsprogramm freiwillig ist, nimmt auch nur ein Drittel der Sekundarschüler teil. Zudem werden in allen Schularten für freiwillige Aktivitäten Beiträge erhoben. Dies könne „ungleiche Bildungschancen verfestigen“, erklärt Thomas Rauschenbach vom Deutschen Jugendinstitut.

Gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung und dem Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund hat das Jugendinstitut jetzt Ergebnisse einer bundesweiten Schulleiterbefragung im Rahmen der „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen“ (Steg) veröffentlicht. Dafür wurden im vergangenen Jahr 1300 Schulleitungen von Schulen mit Ganztagsbetrieb befragt.

Ein Fazit der Forscher: Für eine flächendeckende individuelle fachliche Förderung auch am Nachmittag müssten Ganztagsangebote stärker als bisher „mit dem Unterricht in Verbindung stehen“. Dass der Unterricht am Vormittag nicht ausreichend mit den Angeboten am Nachmittag verzahnt ist, hatten die Steg-Forscher bereits in Vorläuferstudien kritisiert. Die Kultusministerkonferenz hat die Verzahnung als ein zentrales Kriterium für Ganztagsschulen festgeschrieben.

Der aktuellen Studie zufolge geben zwar drei Viertel der Schulen an, dass Lernprobleme und -defizite aus dem Unterricht in Lern- und Förderangeboten aufgearbeitet werden. Doch eine Verknüpfung von Unterricht und Angeboten, etwa über den Austausch der Lehrkräfte und des pädagogischen Personals am Nachmittag, findet nur an der Hälfte der Schulen statt. Im Zeitverlauf beobachten die Schulforscher aber doch Fortschritte: Je länger eine Ganztagsschule bestehe, desto häufiger engagierten sich Lehrkräfte auch am Nachmittag und gebe es festgelegte Zeiten, in denen sich das Ganztagspersonal abstimme.

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