Studie: Weltweit leiden Lehrer unter Störern
Weltweit fühlen sich Lehrer vom Schulalltag überfordert. Sie leiden vor allem unter Schülern, die den Unterricht stören: Ein Viertel der Lehrer verliert nach eigenen Angaben 30 Prozent der Unterrichtszeit durch "schlechtes Benehmen" von Schülern.
Weltweit fühlen sich Lehrer vom Schulalltag überfordert. Sie leiden vor allem unter Schülern, die den Unterricht stören: Ein Viertel der Lehrer verliert nach eigenen Angaben 30 Prozent der Unterrichtszeit durch „schlechtes Benehmen“ von Schülern. Das ergab die am Dienstag in Brüssel veröffentlichte internationale Lehrerstudie Talis (Teaching and Learning International Survey) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Pädagogen kritisieren, nicht ausreichend auf sozial gemischte Klassen sowie auf neue Informationstechnologien vorbereitet zu sein. Zudem beschweren sie sich über ein Übermaß an Verwaltungsarbeit.
Befragt wurden 70 000 Lehrer und Schulleiter an Sekundarschulen in 23 Ländern. Für Deutschland hatten die Kultusminister die Teilnahme mit der Begründung abgelehnt, von Talis seien keine neuen Erkenntnisse zu erwarten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) startete daraufhin eine eigene Online-Umfrage unter deutschen Lehrern, die sich an Talis orientierte. Deren Ergebnisse will die GEW am Donnerstag in Berlin vorstellen.
Mehr als ein Drittel der Schulleiter berichtetet, ihre Schule habe zu wenig qualifiziertes Personal. In Dänemark, Slowenien und der Türkei nahm ein Viertel der Lehrer während der 18 Monate dauernden Studie an keiner Fortbildung teil. Im Talis-Durchschnitt waren es 17 Tage. Drei von vier Lehrern erklären, dass sie keinen Anreiz verspürten, die Qualität ihres Unterrichts zu verbessern.
Unterdessen warnt der deutsche Bildungsforscher Klaus Klemm (Universität Duisburg-Essen) laut Presseagentur dpa vor einem gravierenden Lehrermangel. Über 300 000 Pädagoge würden bis 2015 aus Altersgründen ausscheiden, in den fünf Jahren danach weitere 160 000. Gleichzeitig stünden aber im Jahresschnitt nur 26 000 Junglehrer zur Verfügung. Der Wissenschaftler sagt einen noch härten Wettbewerb der Länder voraus – vor allem in den Mangelfächern Mathematik und Informatik.-ry/dpa