Biologie: Wartezimmer voller neuer Arten
In den Naturkundemuseen lagern zahlreiche neue Arten, die noch unentdeckt sind. Manchmal dauert es mehr als 200 Jahre bis Fundstücke von Exkursionen von Experten begutachtet werden.
Seit den Reisen von Naturforschern wie Alexander von Humboldt werden Exemplare fremd wirkender Arten eingesammelt, sorgfältig verpackt und in die Schubladen und Regale der großen Naturkundemuseen verstaut. Die Ankunft dort bedeutet aber keineswegs, dass die Welt bald von der Existenz dieser Art erfährt. Die Sammlungen gleichen vielmehr riesigen Wartezimmern. Im Schnitt vergehen 20 Jahre, bis ein qualifizierter Taxonom Zeit findet, sich mit dem Fund zu beschäftigen. Das schreiben Forscher um Benoit Fontaine vom Museum für Naturkunde in Paris in der Fachzeitschrift „Current Biology“.
Sie haben sich das Schicksal von 600 zufällig ausgewählten Arten aller Klassen angesehen, die im Jahr 2007 erstmals beschrieben worden sind. Die Wartezeit bis zur Bestimmung einer Art betrug 0 bis 206 Jahre. Anders als oft angenommen, werden sie nicht bereits in freier Natur als „neu“ erkannt, so dass sie auch nicht bevorzugt bearbeitet werden.
Trotzdem ist die Dauer der Wartezeit kein Zufall. Amateurfunde werden schneller bestimmt als die von professionellen Forschern. Denn Amateure betreuen meist übersichtliche, selbst angelegte Sammlungen und sind mit einer Veröffentlichung in unbekannten Zeitschriften zufrieden, während Forscher auf Publikationen in großen Fachblättern angewiesen sind.
Neue Arten wurden in Schwellenländern schneller erkannt als in reichen Industrienationen, schließlich verfügen nur Letztere über Naturkundemuseen mit großen Sammlungen. Warum jedoch Wasserbewohner schneller bestimmt werden als Landlebewesen konnten die Forscher nicht erklären. „Wir müssen uns beeilen“, sagt Fontaine. „Neue Arten verschwinden schneller, als wir sie beschreiben können.“
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