Uni-Gremium tagt weiter in Präsenz: Verstößt die FU gegen ihre Hygienevorschriften?
Der Akademische Senat der FU tagt weiter in Präsenz - trotz Kritik von Studierenden. Womöglich verstößt die Uni gegen ihre eigenen Coronaregeln.
Die Berliner Studierenden müssen fast alle wieder mit Digitalveranstaltungen vorliebnehmen. Doch der Akademische Senat der Freien Universität tagt trotz der hohen Coronazahlen in Berlin weiter in Präsenz. Das kritisieren jetzt Studierendenvertreter der FU. In der gestrigen Sitzung fragten sie, ob die FU das Gremien nicht digital stattfinden lassen könne.
Zwei Studierendenvertreter hätten an der Sitzung bereits nicht teilnehmen können, weil ihnen der lange Weg durch die Stadt vor dem Hintergrund der Infektionszahlen als zu gefährlich erscheine und sie keine zusätzlichen Kontakte riskieren wollten.
TU und HU tagen seit langem digital
Tatsächlich ist die FU die einzige der drei großen Universitäten, deren Akademischer Senat noch vor Ort stattfindet. Die Technische Universität und die Humboldt-Universität machen das seit Beginn der Pandemie über Zoom.
Zur FU-Sitzung gestern waren im Max-Kade-Auditorium im Henry-Ford-Bau rund 60 Menschen zusammengekommen: Neben den AS-Mitgliedern und dem Präsidium saßen auch über 20 Gäste auf der Empore.
Mund-Nasen-Bedeckung war für alle Teilnehmenden Pflicht, Kontaktdaten wurden vor der Sitzung aufgenommen. Im Saal war jede zweite Reihe abgesperrt, zwischen den belegten Sitzen wurden mehrere andere freigehalten.
Trotz dieser Maßnahmen verstieß die FU dabei aber offenbar gegen die eigenen Hygienevorgaben. Denn auf der Uni-Webseite ist für das Max-Kade-Auditorium als aktuelle Sitzplatzkapazität 40 angegeben. Damit wären 20 Menschen zu viel im Saal gewesen, der in Nicht-Pandemie-Zeiten 1200 Gästen Platz bietet.
Auf Nachfrage am Donnerstag teilt die FU mit, die Zahl 40 beziehe sich lediglich auf die maximale Teilnehmerzahl bei Lehrveranstaltungen. Für eine Gremiensitzung wie die des Akademischen Senats, der als zentrales Organ der Universität eine besondere Bedeutung habe, würden andere Vorgaben gelten. Für den Saal würden aktuell 191 Sitze zur Verfügung stehen, um die erforderlichen Abstände einzuhalten.
Nach Absprache mit dem Land Berlin dürfte dafür auch eine Ausnahme von der Coronaschutzverordnung gemacht werden, die derzeit Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als 50 zeitgleich Anwesenden verbietet.
Die FU ist beim Homeoffice restriktiv, ist zu hören
FU-Kanzlerin Andrea Bör antwortete auf die Frage der Studierenden lediglich, man wolle eine digitale Variante „prüfen“. Auch auf die Frage, ob man AS-Mitglieder, die das Risiko nicht eingehen wollten, vielleicht digital zuschalten könne, wurde ausweichend geantwortet.
Aus der FU ist bereits mehrfach zu hören gewesen, dass die Uni anders als TU und HU restriktiv mit Arbeit aus dem Homeoffice umgeht und auch in der Pandemie weiter an der Präsenzkultur festhält.