AIDS: Unternehmen lehnen Low-Tech-HIV-Test ab
Günstiger, effektiver Test für Patienten in Afrika ist zu unprofitabel.
Ein lebensrettender Bluttest für AIDS-Patienten ist derzeit für viele in den Entwicklungsländern zu teuer. Geräte, die Tests günstiger machen würden, ziehen jedoch kein privates Investment an, so war auf einem Meeting von Materialwissenschaftlern zu hören.
Einer der wichtigsten Tests zur Überwachung von AIDS-Patienten ist die CD4-Zählung, die anzeigt, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. CD4 ist ein Rezeptorprotein, an das das HI-Virus andockt, um in die T-Zellen genannten weißen Blutzellen zu gelangen.
Instrumente zur Durchflusszytometrie, mittels derer DC4-Zählungen durchgeführt werden, sind jedoch teuer, kompliziert in der Handhabung und empfindlich. Das macht es nahezu unmöglich, sie in ländlichen Gegenden in armen Ländern zu verwenden, sagt J. Paul Robinson, Zytometrieexperte an der Purdue University in West Lafayette, Indiana.
Robinson hat ein eigenes Prototypsystem entwickelt, das eine serienmäßige Ausrüstung verwendet, wie zum Beispiel Laser, die in CD-Playern verwendet werden, und sogar GPS-Chips, mit denen epidemiologische Daten gesammelt werden könnten. Er kämpft jedoch darum, jemanden zu finden, der das Gerät herstellt. „Es ist ein grundlegendes Problem, dass Unternehmen nicht darauf ausgerichtet sind, Produkte an Menschen zu verkaufen, die kein Geld haben“, sagt Robinson, der am 1. Dezember auf dem Meeting der Materials Research Society sprach.
Kostenrechnung
Im September diesen Jahres ging aus einer Studie von Eran Bendavid von der Stanford University in Palo Alto, Kalifornien, hervor, dass die Einführung von routinemäßigen CD4-Tests in Entwicklungsländern das Leben von Patienten mit HIV und AID verlängern und die Gesundheitskosten letztlich senken würde.(1)
„Die CD4-Zählung ist die verlässlichste Messung des Immunstatus eines Menschen mit HIV“, erklärt Bendavid. „Indem wir CD4-Zählungen nutzen, um festzulegen, wann mit derBehandlung begonnen werden soll, können wir die bestehenden Investitionen in antiretrovirale Medikamente wirksam einsetzen, indem wir die Lebensspanne verlängern und in vielen Ländern Afrikas Kosten sparen.“
Die Herausforderung ist die Umsetzung, sagt Bendavid. Doch die Finanzierung könnte möglich werden, zum Beispiel durch die Clinton Foundation, und eine Anzahl Unternehmen denkt über die Entwicklung eines günstigen Systems nach.
Robinson jedoch ist frustriert von den Versprechen von Unternehmen, die sich auf die Herstellung kleiner chipbasierter Geräte in großer Stückzahl konzentrieren. Jedes dieser Systeme wird eher in der personalisierten Medizin genutzt werden als im ländlichen Afrika, sagt er. „Ein einfach zu handhabendes chipbasiertes System, bei dem sich die Kosten je Chip auf 5 bis 6 Dollar belaufen, das mag für uns günstig klingen, aber multiplizieren sie das mit dem Bedarf von mehreren Zehnmillionen allein in Afrika und die Kosten sind überwältigend“, erklärt er.
Robinson hat eine Kriterienliste für ein Diagnosetool aufgestellt, das in armen, entlegenen Gegenden verwendet werden kann. Oben auf der Liste steht die hohe Genauigkeit der Tests, zusammen mit niedrigen Kosten. Die Geräte müssen klein, aber robust sein und einfach zu handhaben.
Durchflusszytometriesysteme, die derzeit entwickelt werden, sind das Gegenteil: teuer, groß und sehr kompliziert, sagt er. Diese Geräte finden ihren Weg in afrikanische Kliniken, „enden dort aber oft im Regal“, fügt Robinson hinzu. „Ich bin gespannt auf die Technologien der nächsten Generation, doch ich befürchte, dass der Hype die Realität übersteigt.“
Unprofitable Technologie
Peter Kiesel vom Palo Alto Research Center (PARC) arbeitet zusammen mit Noble Johnson am CD4-Problem, indem sie einen Teil des Systems in Angriff nehmen – die komplizierte und empfindliche Optik, die bei der Durchflusszytometrie verwendet wird. Üblicherweise wird CD4 in einer Blutprobe mit einem fluoreszierenden Marker markiert. Ein Laser stimuliert anschließend die Probe und ein starker Photomultiplier verstärkt das Signal.
Der PARC-Entwurf kommt ohne Linsen und Photomultiplier aus und könnte letztlich auch den Laser durch eine LED-Diode ersetzen. „Die Optik des konventionellen Systems verwenden wir nicht“, sagt Johnson.
Er ist jedoch pessimistisch hinsichtlich der Aussichten Industriepartner zu finden, um das Gerät weiterzuentwickeln. „Ich gehe davon aus, dass Unternehmen Geld verdienen wollen“, sagt er. „Es ist beinahe ein Widerspruch in sich: versuchen, eine neue Technologie zu schaffen, um Geld in einem Umfeld zu verdienen, in dem die Ressourcen begrenzt sind.“
(1) Bendavid, E. et al. Arch. Intern. Med. 168, 1910‐1918 (2008)
Dieser Artikel wurde erstmals am 4.12.2008 bei news@nature.com veröffentlicht. doi: 10.1038/news.2008.1272. Übersetzung: Sonja Hinte. © 2007, Macmillan Publishers Ltd
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