Gaststudenten fordern mehr Rechte und Stipendien: Studierende des globalen Südens unter Druck
Fehlende Anerkennung, Rassismus, teures Wohnen: Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländern müssen in Deutschland viele Hürden überwinden. Jetzt fordern sie bessere Studienbedingungen.
Ebrahim Rezai studiert Elektrotechnik in Osnabrück. Dafür hat der 23-jährige Afghane lange gekämpft. Mit 16 flieht er vor den Taliban, landet in Italien, reist weiter nach Deutschland. Er will studieren, hört von einem Stipendienprogramm von Brot für die Welt. Doch als Dublin-II-Flüchtling wird Ebrahim nach Italien abgeschoben. Dank des Stipendiums kann er zurückkehren und beginnt sein Studium.
Schafft er seine Prüfungen nicht, drohen Exmatrikulation und Ausweisung
Aber Ebrahim steht unter Druck. Schafft er seine Prüfungen nicht, droht die Exmatrikulation und damit die Abschiebung. Wenn das Stipendium ausläuft, steht ihm kein Bafög zu. Er will jobben, doch das kostet Zeit, die er zum Studieren braucht, um seine Prüfungen zu schaffen.
Unter diesem Druck stehen viele Studierende des globalen Südens. Rund 150.000 Studentinnen und Studenten aus Entwicklungs- und Schwellenländern sind derzeit in Deutschland, um sich für eine Zukunft in ihrer Heimat oder auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Bei einem von Brot für die Welt in Berlin organisierten Aktionstag haben jetzt über 100 Stipendiaten des Hilfswerks eine Resolution verfasst. Sie appellieren an Regierungsstellen, Behörden und Hochschulleitungen, ihre Studienbedingungen zu verbessern.
Sie wünschen sich mehr Willkommens- und Beratungsangebote
Es geht ihnen um ein liberalisiertes Aufenthaltsrecht und einen fairen Hochschulzugang. Bildungs- und Berufsabschlüsse aus den Heimatländern müssten gleichwertig mit deutschen anerkannt werden. Sie wünschen sich mehr Willkommens- und Beratungsangebote an den Hochschulen, einen Ausbau kostenloser Sprach- und Orientierungsangebote und eine „städteübergreifende Zimmervermittlung“ durch das Studentenwerk. Stipendien und andere Fördermöglichkeiten müssten ausgeweitet werden – ebenso wie Jobmöglichkeiten an den Hochschulen.
Antidiskriminierungs-Training für Uni-Mitarbeiter
Vielfach erleben die Studierenden aus dem globalen Süden auch Rassismus und Diskriminierung und fordern deshalb verpflichtende Antidiskriminierungs-Trainings für Mitarbeiter von Behörden und Hochschulen. Letztere sollten sich auch kritisch mit der Kolonialgeschichte ihrer Institutionen auseinandersetzen.