Hochschulen: Studienabbrecher: Überfordert und pleite
Gut ein Drittel der Studienabbrecher gibt wegen Leistungsproblemen auf. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie des Hochschul-Informationssystems im Auftrag des Bundesbildungsministeriums (BMBF).
Danach sehen sich 20 Prozent den Anforderungen nicht gewachsen, weitere 11 Prozent nennen das Nichtbestehen von Prüfungen als Hauptursache. Insgesamt haben 25 Prozent im Bachelor aus diesem Grund aufgegeben, in den alten Studiengängen waren es 17 Prozent. Am stärksten von Überforderung betroffen sind Studierende in mathematisch-naturwissenschaftlichen und ingenieurwissenschaftlichen Studienfächern, die schlecht vorbereitet an die Uni kommen. Sie hätten dann große Probleme, wenn sie in der Schule keine Leistungskurse in Mathematik oder den Naturwissenschaften belegt hatten, heißt es.
Die zweithäufigste Abbruchursache sind finanzielle Probleme, 18 Prozent geben an, ihnen fehle die Motivation, ihr Studium weiterzuführen und 12 Prozent machen unzureichende Studienbedingungen verantwortlich. Andere Ursachen sind berufliche Neuorientierung, familiäre Gründe und Krankheit. Das HIS hat 2008 insgesamt 2500 Studienabbrecher von 54 Unis und 33 FHs befragt.
Dass die Kritik an den Studienbedingungen erst an vierter Stelle der Ursachen für frühzeitige Exmatrikulationen rangiert, wertet Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, als „gutes Zeugnis für unser Hochschulsystem“. Gleichwohl müsste die Zahl der Studienabbrüche, die nach einer früheren HIS-Studie von 22 Prozent im Jahr 2000 auf 21 Prozent (Stand 2006) leicht gesunken ist, weiter reduziert werden. In der aktuellen Studie wurde die Abbrecherquote unter allen Studierenden nicht ermittelt.
Nicole Gohlke, hochschulpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion „Die Linke“ nannte die Zahlen alarmierend. Mit den gestiegenen Belastungen im Bachelor gehe einher, dass die Studierenden weniger Möglichkeiten hätten, während des Studiums zu arbeiten, um sich finanzieren zu können. Studiengebühren verschärften diese Situation noch weiter, kritisierte Gohlke. Das Deutsche Studentenwerk forderte Bund und Länder auf, das Bafög regelmäßig zu erhöhen, um Studienabbrüche zu verhindern.
Die Hochschulforscher von HIS analysieren, eine gesicherte Studienfinanzierung sei „eine wesentliche Bedingung für ein gelingendes Studium“. So erklärten insgesamt 53 Prozent aller Studienabbrecher, dass bei ihrem Entschluss, das Studium aufzugeben, finanzielle Probleme eine wichtige Rolle gespielt haben. Ausschlaggebend war dies bei 19 Prozent, etwas mehr als in einer Vergleichsstudie aus dem Jahr 2000 (18 Prozent).
Deutlich weniger Bachelorstudenten als Studierende in Diplom-, Magister- und Staatsexamensstudiengängen gaben aus finanziellen Gründen das Studium auf, betonen die Forscher. Das hänge offenbar mit dem Zeitpunkt des Abbruchs zusammen – bei Bachelorstudenten nach durchschnittlich 2,3 Fachsemestern, bei den übrigen nach 7,3 Fachsemestern. Mit der Länge der Studiendauer verschärften sich die finanziellen Probleme.
Auch für die schlechten Studienbedingungen als Ursache für einen Abbruch gilt: Zwar sind sie nur für 12 Prozent entscheidend, doch drei Viertel sehen diese Mängel als einen Grund für ihr Studienversagen. Die Studierenden beklagen dabei vor allem einen unzureichenden Berufs- und Praxisbezug und eine unzureichende Betreuung durch die Lehrenden. Und die Unzufriedenheit ist gestiegen: Aktuell kritisieren 75 Prozent die Studienbedingungen, im Jahr 2000 waren es 71 Prozent. Die gravierendsten Veränderungen gab es bei Abbrechern, die das Studium für eine Arbeitsstelle aufgaben: Im Jahr 2000 waren es noch 19 Prozent, acht Jahr später nur noch zehn Prozent.
Amory Burchard
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