95 Prozent nach zweiter Impfdosis: Studie aus Israel bestätigt Wirksamkeit von Biontech-Impfstoff
Eine Studie belegt: Moderate bis schwere Covid-19-Erkrankungen gehen mit den Impfungen zurück. Die Frage nach der Herdenimmunität bleibt aber weiter offen.
Eine Studie aus Israel bestätigt, dass der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer eine Woche nach der zweiten Impfdosis die angestrebte Wirksamkeit von 95 Prozent erreicht.
Auch zeigen die Daten der Studie, dass es bereits zehn Tage nach der ersten Dosis einen 50-prozentigen Schutz vor einer Infektion gibt. Damit kommt die Studie zu den gleichen Schlussfolgerungen wie die Impfstoff-Entwickler in ihrer Phase-III-Studie.
Die Schlussfolgerungen der israelischen Studie basieren auf einem theoretischen Modell, das die Wirkung des Impfstoffs und die Anzahl der Menschen mit einer moderaten bis schweren Covid-19-Erkrankung in Verbindung setzt – aufgeschlüsselt nach Altersgruppen. Die Studie ist bislang noch nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht worden.
Das Modell der Statistiker zeigt, dass ab der zweiten Januar-Woche die Rate der Patienten über 60 Jahre mit moderaten bis schweren Covid-19-Erkrankungen sinkt.
Eine Woche zuvor hatten die ersten Menschen, die älter als 60 Jahre alt sind, ihre zweiten Impfungen erhalten. „Die einzige Erklärung für den Rückgang sind die Impfungen“, sagte eine der Forscher:innen, Hilla De-Leon. „Der Rückgang tritt genau da auf, wo das Modell es vorausgesagt hat.“
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Unter der Woche hatte auch die israelische Regierung berichtet, dass die Impfungen positive Auswirkungen auf die Corona-Pandemie hätten. Unter den über 60-Jährigen habe sich demnach die Zahl der Covid-19-Fälle in den vergangenen zwei Wochen fast halbiert, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.
Die Zahl der schwierigen Krankheitsverläufe in dieser Altersgruppe habe sich um ein Viertel verringert. In Israel sind nach Regierungsangaben bislang 35 Prozent der neun Millionen Einwohner geimpft worden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums haben 84 Prozent der über 60-Jährigen eine Impfung erhalten. Seit Donnerstag können bereits alle ab 16 Jahren einen Impftermin vereinbaren.
Israel ist derzeit das Land auf der Welt, das am schnellsten mit den Corona-Impfungen vorankommt. Dabei ist es kein Zufall, dass das Land genügend Impfdosen hat: Einerseits liegt es daran, dass Israels Regierung dem Mainzer Unternehmen Biontech und dessen US-Partner Pfizer mehr pro Dosis zahlt als etwa die EU.
Andererseits liefert Israel dem Pharmaunternehmen massenhaft Gesundheitsdaten seiner Bürger über Corona-Infektionen und Impfungen, die Rückschlüsse auf deren Wirksamkeit ermöglichen. So ist beispielsweise auch die beschriebene Studie möglich.
Israel hat eines der modernsten medizinischen Datensysteme der Welt und liefert den Pharmakonzernen Echtzeitinformationen zur Immunisierung. Beste Voraussetzung, um zu erforschen, wie sich der in Studien erprobte Impfstoff unter realen Bedingungen bewährt.
Dabei müsse zwischen zwei Wirkungen unterschieden werden, sagt Ran Balicer, Vorsitzender des israelischen Expertengremiums zu Covid-19: „Zum einen gibt es den direkten Effekt, der den Einzelnen gegen symptomatische Erkrankungen und schwere Krankheiten schützt“ und „zum anderen den indirekten Effekt, der entsteht, wenn ein bestimmter Anteil der Bevölkerung geimpft ist und eine Barriere bildet, mit deren Hilfe die Übertragungen abnehmen.“
Israel lockert Lockdown trotz hoher Corona-Zahlen
Die Impfung reduziere auf jeden Fall schwere Covid-19-Fälle, sagt Balicer. Die Frage nach der Herdenimmunität aber bleibe offen.
Trotz der Impfkampagne verzeichnet Israel weiterhin täglich mehr als 5000 Neuinfektionen. Das Neun-Millionen-Einwohner-Land hatte Ende Dezember einen Teil-Lockdown verhängt und vor einem Monat verschärft.
Am Sonntag kündigte die Regierung überraschend sogar Lockerungen an, obwohl das Gesundheitssystem noch immer nahe der Belastungsgrenze liegt. Die Regierung macht für die weiterhin hohen Infektionszahlen vor allem eine Mutation verantwortlich. Häufig wurden aber auch Lockdown-Regeln missachtet oder nicht durchgesetzt – vor allem ultra-orthodoxen Juden sollen regelmäßig gegen die Corona-Regeln verstoßen.
„Die Zahl der neuen positiven Corona-Fälle pro Tag hat in den vergangenen eineinhalb Monaten nicht abgenommen“, sagt der renommierte Experte Gabi Barbasch vom Weizmann-Institut für Wissenschaften. „Liegt das daran, dass der Lockdown kein echter Lockdown ist, oder dass der Impfstoff die Übertragung des Virus nicht reduziert? Im Moment kann das niemand sagen.“ (mit Agenturen)
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