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Zum ersten Mal haben Forscher Stammzellen aus den Hautzellen von Erwachsenen geklont.
© dpa

Ethikrat zur Klon- und Stammzellforschung: Stammzellen verändern die Familienplanung

Die Klon- und Stammzelltechniken haben sich weiterentwickelt und könnten neue Formen der Fortpflanzung ermöglichen. Der Ethikrat sieht "Klärungsbedarf".

Könnte so die nahe Zukunft im Kreißsaal aussehen? Eine Frau hält ein neugeborenes Baby im Arm. Das Kind entstand aus einer ihrer Eizellen und künstlichen Samenzellen, die Reproduktionsmediziner im Labor aus ihren Stammzellen hergestellt haben. Eine Tür weiter bekommt ein lesbisches Pärchen genetisch verwandten Nachwuchs – gezeugt mit Eizellen der einen Frau und künstlichem Sperma, das aus Stammzellen der anderen Frau gewonnen wurde. Szenarien, die der Deutsche Ethikrat in einer am Montag veröffentlichten Ad-Hoc-Empfehlung als „nicht auszuschließen“ einstuft. 

Mausnachwuchs mit künstlichen Eizellen

Die technischen Voraussetzungen für derart neue Familienformen sind längst gegeben. 2012 konnten japanische Forscher Mausnachwuchs aus künstlichen Eizellen erzeugen, die zuvor aus embryonalen Stammzellen gezüchtet wurden. Ein Jahr zuvor hatten sie schon Retorten-Spermien produziert.

Der Ethikrat sieht nun „Klärungsbedarf“. Vor allem sei „das Verhältnis der Generationen zueinander sowie die Bedeutung von Natürlichkeit und Künstlichkeit am Anfang menschlichen Lebens zu bedenken und zu diskutieren“. Bevor künstlich erzeugte Ei- und Samenzellen verwendet werden, müsse nicht nur ihre medizinische Sicherheit bedacht werden. Zu klären sei auch, was passiert, wenn der „Modus der Verschiedengeschlechtlichkeit“ und die „Abstammung von zwei Personen auf genetischer Ebene“ aufgegeben wird.

Klonen ohne Kerntransfer

Auch das Klonen von Menschen sei inzwischen wahrscheinlicher: 2013 gelang es, das Erbgut einer menschlichen Körperzelle in eine Eizelle zu verpflanzen und daraus embryonale Stammzellen zu gewinnen. Zwar soll die Technik nur therapeutisch eingesetzt werden. Der Klon-Embryo könnte jedoch auch zu Fortpflanzungszwecken in eine Gebärmutter eingesetzt werden. Darüberhinaus gibt es eine zweite Methode, Menschen zu klonen – aus induzierten pluripotenten Stammzellen (ipS), die per Reprogrammierung aus einer Hautzelle hergestellt werden. Seit 2009 kann daraus ein kompletter Embryo erwachsen, der ein Klon des Hautzellspenders wäre.

Der Ethikrat empfiehlt, Deutschland solle auf ein internationales Verbot des reproduktiven Klonens hinwirken, über das seit der Geburt des Klonschafs Dolly 1997 debattiert wird.

Sascha Karberg

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