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Am Ziel. 2014 soll ein Roboter am Südpol des Mondes aufsetzen und bis zu 100 Meter tief bohren.
© Abb: Lunar Mission One

Lunar Mission One: Spender für Mondflug gesucht

Mit Crowdfunding zum Mond: Ein britisches Konsortium will einen Roboter zum lunaren Südpol bringen und herausfinden, ob dort eine Station gebaut werden kann. Dafür sucht es Spender. Im Gegenzug darf man etwas mitschicken.

„Eine Mondmission für alle“ oder „Das inspirierendste Mondprojekt seit den Landungen der Apollo-Raumschiffe“. Um große Worte sind die Initiatoren der „Lunar Mission One“ nicht verlegen. Am Mittwoch stellten sie in London ihr Konzept vor. 2024 wollen sie einen Roboter am Südpol landen, der dort mindestens 20 Meter tief bohren soll. Die Untersuchungen sollen Informationen dazu liefern, wie sich Mond und Erde entwickelt haben. Und ob am Pol eine bemannte Station errichtet werden könnte. Das hat seinen Grund: Eine Mondbasis gilt als wichtiger Trittstein auf dem Weg zu fernen Zielen im All. Der Pol ist deshalb Favorit, weil es dort im Untergrund Wasser gibt und auf den Bergen stets die Sonne scheint, was für die Solarstromerzeugung wichtig ist. In den äquatornahen, flacheren Mondgegenden hingegen ist je 14 Erdtage lang Tag beziehungsweise Nacht.

Dieses Mal steht keine Behörde dahinter

Derartige Pläne für Roboterlandungen wurden mehrfach aufgelegt - und später aus Geldmangel gestrichen. So zum Beispiel der "Lunar Lander", den Deutschland vorangetrieben hatte und mit der europäischen Raumfahrtagentur Esa auf die Startrampe bringen wollte. Vor zwei Jahren wurde das Vorhaben aufgegeben. Dieses Mal steht allerdings keine Weltraumbehörde dahinter, sondern ein Konsortium aus Wissenschaftlern – unter anderem des University College London – und des britischen Forschungszentrums RAL Space. Weitere Unterstützung kommt vom ehemaligen Wissenschaftsminister Ian Taylor und weiteren bekannten Forschern.

770.000 Euro müssen bis Mitte Dezember zusammenkommen

Ungefähr 800 Millionen Euro dürfte das Unterfangen kosten. Das Geld soll per Crowdfunding aufgetrieben werden. Wenn es gelingt, bis zum 17. Dezember umgerechnet 770.000 Euro von Privatleuten einzusammeln, werten das die Initiatoren als Beweis für großes Interesse. Dann geht es weiter mit dem Projekt. Lunar Mission One verkauft dann Speicherplatz in einer „Zeitkapsel“, die mit zum Mond fliegen wird. Spender können Nachrichten, Fotos oder Videos mitschicken und sogar ein Haar, um ihre persönliche DNS auf dem Mond zu hinterlassen.

Marktanalyse hält vier Milliarden an privatem Geld für möglich

Der Start ist geglückt. Am Mittwochnachmittag wurde bereits ein Fünftel der Zielsumme auf der Crowdfundingplattform Kickstarter hinterlegt. Die erste Million dürfte zu schaffen sein. Ob langfristig der Sprung zu einer Milliarde gelingt, ist fraglich – auch wenn die Marktanalyse des Konsortiums fast vier Milliarden für möglich hält.

Mondexperte ist skeptisch

Doch das ist nicht die einzige Unwägbarkeit. „Aus dem Stand binnen zehn Jahren zum Südpol des Mondes zu fliegen, das würde ich nicht mal den erfahrenen Raumfahrtagenturen zutrauen“, sagt Ralf Jaumann vom Institut für Planetenforschung im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin. Eine Landung am bergigen Pol sei ausgesprochen knifflig, da sei viel Erfahrung mit der Steuerung eines Raumschiffs nötig, sagt der DLR-Mondexperte.

Und erst die Bohrung, die noch keiner versucht hat und die im besten Fall 100 Meter tief reichen soll. „Das ist technisch extrem anspruchsvoll.“

Mehrere Missionen werden derzeit vorbereitet

Das britische Mondprojekt ist nicht das einzige. China, Japan und Russland arbeiten ebenfalls an Landemissionen. Zudem läuft der Google-Lunar-X-Prize. Zwei Dutzend Teams kämpfen darum, ihre eher simplen Roboter zuerst auf dem Mond abzusetzen, um ein Millionenpreisgeld zu erhalten.

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