zum Hauptinhalt
Sonnenkorona
© Möstl/Nature Communications

Koronaler Massenauswurf: Sonnensturm auf krummem Kurs

Eine heftige Eruption könnte die Erde treffen - so die Befürchtung im Januar 2014. Analysen von sieben Weltraummissionen zeigen: Magnetfelder lenkten die Partikel ab in Richtung Mars.

Am 7. Januar 2014 raste ein gewaltiger Sonnensturm auf die Erde zu. Doch entgegen aller Vorhersagen verfehlte er unseren Planeten fast vollständig. Warum wir damals knapp davongekommen sind, zeigen Beobachtungen des koronalen Massenauswurfs mit gleich sieben Weltraummissionen durch ein internationales Forscherteam. Schon unmittelbar nach seiner Entstehung haben Magnetfelder benachbarter aktiver Regionen auf der Sonne den Sturm um 37 Grad abgelenkt. Statt der Erde traf er den Mars, schreiben Christian Möstl von der Universität Graz und seine Kollegen im Fachblatt „Nature Communications“. Die aus den Messungen gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei, eine bessere Vorhersage für Sonnenstürme zu entwickeln.

„Der Einfluss auf das Erdmagnetfeld durch koronale Massenauswürfe hängt hauptsächlich von ihrer Ausbreitungsrichtung in Bezug auf die Erde ab“, schreiben die Wissenschaftler. Bislang wisse man jedoch nur wenig über jene Prozesse, die dazu führen, dass Sonnenstürme sich nicht geradlinig von dem Stern wegbewegen. Forscher nennen das eine „nichtradiale Bewegung“.

Störungen der Telekommunikation befürchtet

Deshalb gehen die Vorhersagen zu möglichen Auswirkungen von einer rein radialen Ausbreitung aus. Da der Auswurf vom 7. Januar 2014 genau in der Mitte der Sonnenscheibe stattfand, rechneten die Forscher mit starken Folgen für das Erdmagnetfeld. Treffen die hochenergetischen Teilchen eines Auswurfs auf die Magnetosphäre der Erde, können sie erhebliche Störungen der Telekommunikation, aber auch Satellitenabstürze und großräumige Stromausfälle auslösen.

Die Auswertung der Messdaten vom Sonnenobservatorium „Soho“ bis hin zum Marsrover „Curiosity“ belegt nun erstmals die starke nichtradiale Bewegung eines koronalen Massenaufwurfs zu einem sehr frühen Zeitpunkt seiner Ausbreitung. „Wir sehen keine Ablenkung im interplanetarischen Raum, sondern bereits eine nichtradiale Bewegung sehr nahe an der Sonne“, so die Forscher. Diese „Kanalisierung“ des Auswurfs erfolge offenbar durch die Magnetfelder nahe gelegener aktiver Regionen auf der Sonnenoberfläche.

„Unsere Beobachtungen zeigen, dass wir das Wechselspiel zwischen aktiven Regionen und dem globalen Magnetfeld der Sonne besser verstehen müssen, um zu besseren Vorhersagen von Sonnenstürmen zu kommen“, betont Möstl. Das sei dringend nötig, denn natürlich sei auch der umgekehrte Fall denkbar: eine Eruption, die zunächst um 40 Grad von der Erde weggerichtet ist, unseren Planeten dann aber frontal trifft.

Rainer Kayser

Zur Startseite