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Hell, dunkel, hell. Die Aufnahmen des Esa-Satelliten „Proba-2“ zeigen, wie sich der Mond vor die Sonne schiebt.
© REUTERS

Sonnenfinsternis 2015: Sofi - ein himmlisches Spektakel

Millionen Menschen in Europa beobachteten am Freitag die Sonnenfinsternis. Gegen Mittag wurde es wieder hell – und auch die Stromnetze haben den Stresstest bestanden.

Ausgerechnet am sonnenfinstersten Ort Deutschlands, in List auf Sylt, war von dem Himmelsspektakel nichts zu sehen. Am nördlichsten Zipfel des Landes erreichte der Mond immerhin 83 Prozent Überdeckung, als er sich am Freitagvormittag vor die Sonne schob. Doch davon bekamen die Beobachter wenig mit, eine geschlossene Wolkendecke hing über dem Ort. In vielen anderen Teilen des Landes hingegen war die partielle Sonnenfinsternis gut zu sehen – und zu erleben. Der strahlende Frühlingstag wurde nach 10 Uhr am Vormittag seltsam düster. Von Westen kommend hatte sich der Mond vor unseren Mutterstern geschoben. Die Kraft der Sonne schwand merklich bis sie um 10.50 Uhr, je nach Beobachtungsposition zu 65 bis zu mehr als 80 Prozent überdeckt war.

Mit Schutzbrille und Lochkamera

Millionen Schaulustige in ganz Europa lockte es ins Freie. Mit Schutzbrillen oder Lochkameras ausgerüstet, wurde über den diesjährigen Brillenengpass und die legendäre „Sofi“ von 1999 geplaudert, die von Süddeutschland aus gesehen als totale Sonnenfinsternis mit 100 Prozent Bedeckung Hunderttausende begeistert hatte.

Bei der aktuellen „Sofi“ musste man weit nach Norden reisen, um sie prinzipiell als totale zu sehen. Die zahlreichen Touristen auf den Färöer-Inseln hatten allerdings Pech, auch dort versperrten Wolken den Blick. Nicht besser erging es den Londonern. Immerhin verteilten im Regent’s Park Polizisten Spezialbrillen, was die Stimmung unter den Schaulustigen aber auch nicht wirklich hob.

20 Gigawatt aus Solaranlagen drückten in die Netze

In Deutschland war das Himmelsschauspiel um 12 Uhr endgültig vorbei, der Mond hatte sich nach Osten getrollt. Die Sonne schien wieder mit aller Kraft auf die anderthalb Millionen Photovoltaikanlagen des Landes. 20 Gigawatt, das ist etwa die Leistung von 20 Großkraftwerken, drückten sie ins Netz, gut eine Stunde zuvor waren es gerade sieben Gigawatt gewesen. Im Vorfeld war viel darüber spekuliert worden, ob das Stromnetz so einen Anstieg verkraftet, womöglich ein Blackout droht.

Die vier Übertragungsnetzbetreiber, die die Stromautobahnen des Landes betreiben, hatten sich monatelang vorbereitet, Studien und Simulationen angestellt – mit Erfolg. Das Netz blieb stabil. „Wir sind erleichtert“, sagte Volker Kamm, Sprecher des Netzbetreibers 50Hertz. „Es gab keinen Moment, in dem es brenzlig geworden wäre“, berichtete er aus der Schaltzentrale in Neuenhagen bei Berlin.

Kosten von 3,5 Millionen Euro werden auf Stromkunden umgelegt

Um die Netze während des Himmelsspektakels stabil zu halten, hatten die Netzbetreiber zur Sicherheit bundesweit bei Kraftwerken Reservestrom eingekauft. Davon machten sie aber nur „moderat“ Gebrauch, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Die Kosten dafür betrugen etwa 3,5 Millionen Euro, die auf die Stromkunden umgelegt werden. Nach Angaben von Dirk Biermann, Geschäftsführer Systembetrieb bei 50Hertz, fällt der Betrag kaum ins Gewicht. Bei einem Orkan fallen schon mal mehr als zehn Millionen Euro Zusatzkosten an, wenn viel Windstrom die Netze unter Druck setzt und Eingriffe notwendig sind.

Anders als Italien, wo die Photovoltaikanlagen vor der Sonnenfinsternis abgeschaltet wurden, wollte die deutsche Strombranche zeigen, dass sie auch mit so beträchtlichen Schwankungen wie an diesem Tag zurecht kommt. „Energiewende gegen Sonnenfinsternis – 1:0“, twitterte das Bundeswirtschaftsministerium. Der nächste Test folgt 2022. Dann gibt es wieder eine partielle Sonnenfinsternis über Deutschland, allerdings mit deutlich mehr Solaranlagen auf dem Boden.

Die nächste totale Sonnenfinsternis gibt es am 9. März 2016 in Südostasien

Wer schon früher eine Sonnenfinsternis erleben möchte, sollte am 9. März 2016 nach Südostasien reisen. Von Indonesien und Mikronesien aus ist sogar eine totale „Sofi“ zu sehen. Dieses Schauspiel wird hierzulande erst wieder 2081 stattfinden.

Gut möglich, dass mancher keine Lust mehr auf solch ein Himmelsspektakel hat. Ungeachtet vieler Warnungen blickte so mancher mit Sonnenbrille oder CDs zur Sonne. Wer zu lange hinschaut, bekommt viel Strahlung auf die Netzhaut, die dadurch geschädigt werden kann – ohne dass man unmittelbaren Schmerz verspürt. „In diesem Fall wird der Punkt des schärfsten Sehens geschädigt“, sagt Nicole Stübiger von der Klinik für Augenheilkunde an der Charité Berlin.

Schlecht geschützt: Wer nicht mehr scharf sehen kann, sollte schnell zum Arzt

Betroffene sehen auf einem weißen Blatt Papier einen dunklen Fleck oder erkennen eine andere Person, die sie anschauen, nur undeutlich. „Wer diese Symptome hat, sollte umgehend zum Arzt“, sagt Stübiger. „Wir versuchen dann, mit Medikamenten etwas gegen die Entzündung der Netzhaut zu unternehmen.“ Die Prognose ist dennoch düster: Heilen könne man den Verlust der Sehschärfe nicht, sagt die Ärztin. „Auch eine Brille kann das nicht ausgleichen.“

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