Genmanipulierte Babys in China geboren: So verändert das Verfahren Crispr Erbgut
In China sollen die weltweit ersten genmanipulierten Babys zur Welt gekommen sein. Wie funktioniert das Verfahren, das dafür verantwortlich ist?
Mit dem neuen biotechnischen Verfahren der Genschere „CRISPR/Cas9“ wollen Wissenschaftler das Erbgut von Pflanzen, Tieren und Menschen gezielt verändern. In China sollen die ersten mit diesem Verfahren genmanipulierten Babys zur Welt gekommen sein. Durch die mit einer „Hochpräzisions-Schere“ verglichene Technik können einzelne Gene oder kleinste DNA-Bausteine mit Hilfe zelleigener Enzyme eingefügt, verändert oder ausgeschaltet werden.
Ursprünglich ist die „CRISPR/Cas“-Methode Bakterien abgeschaut. Sie haben eine Art Immunsystem entwickelt, mit dem sie Angriffe von Viren erkennen und abwehren können. 2012 hatten die französische Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier vom Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und die US-Biochemikerin Jennifer Doudna die Idee, daraus ein molekularbiologisches Werkzeug zu entwickeln.
Wissenschaftler hoffen, damit in der Pflanzen- und Tierzucht zum Beispiel ertragreichere oder krankheitsresistente Sorten und Rassen zu entwickeln. Im Sommer entschied der Europäische Gerichtshof in einem Grundsatzurteil, dass auch die mit einer Gen-Schere nach der CRISPR-Methode manipulierten Pflanzen als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden müssen.
Im Bereich der Medizin erwarten Forscher, dass möglicherweise menschliche Gendefekte repariert und damit Erkrankungen wie die Malaria und schwere Erbkrankheiten wie Mukoviszidose, Sichelzellanämie oder Muskeldystrophie verhindert werden können.
Besonders heikel und umstritten sind Eingriffe in die menschliche Keimbahn, weil sie auch das Erbgut aller künftigen Generationen verändern. Im April 2015 berichteten chinesische Forscher erstmals, menschliche Embryonen mit „CRISPR/Cas“ genetisch verändert zu haben. Sie wurden aber nicht weiterentwickelt. In Deutschland sind Eingriffe in die menschliche Keimbahn bislang nicht erlaubt.
Eine im Sommer veröffentlichte Studie zeigte allerdings, dass die viel gepriesene Genschere nicht so gut funktioniert wie bislang behauptet. Sie verursache regelmäßig ungewollte Mutationen, erklärten britische Wissenschaftler. Das geschehe auch in Bereichen des Erbgutes, die weit entfernt von den Stellen liegen, die Mediziner eigentlich mit dem neuartigen Werkzeug behandeln wollen. (KNA)