Elite-Universitäten: Schavan sieht Charité als Bundesuniversität
Herausragende Unis sollen auch nach der Exzellenzinitiative vom Bund gefördert werden, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan in einem Interview mit der "Zeit". Die "Charité" könnte die erste Kandidatin sein.
Die Berliner Charité ist nach Ansicht von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) eine mögliche Kandidatin für eine Bundesuniversität. Die Uniklinik sei „international hoch anerkannt für ihre herausragende Forschungsleistung“, sagte Schavan der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Allein in Berliner Trägerschaft wird sie sich aber auf die Dauer nicht gut weiterentwickeln können.“
Schavan hatte Anfang des Jahres selbst eine Debatte über Bundesuniversitäten angestoßen. Diese könnten nach dem Auslaufen der Exzellenzinitiative im Jahr 2017 kommen. Sie sei überzeugt, dass es in der Zeit nach der Initiative „neue Formen der Kooperation zwischen Bund und Ländern“ geben werde, sagte Schavan der „Zeit“. Die jetzigen Exzellenzuniversitäten könnten die Gruppe derer bilden, „die sich in einem Wettbewerb um eine dauerhafte gemeinsame Trägerschaft durch Bund und Länder bewerben können.“
Als Vorbild nannte Schavan das Karlsruher Institute of Technology. Auch anderswo müssten „einige wenige herausragende Universitäten“ mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der Nähe zusammengebracht und „zu einer wirklich neuen, gemeinsamen Rechtsform“ verbunden werden. Der Bund werde den Ländern durch die Förderung einiger exzellenter Institutionen einen „neuen finanziellen Freiraum verschaffen“, den diese nutzen könnten, um alle ihre Hochschulen „noch besser zu fördern“.
Der Begriff Bundesuniversität löse „unbegründet Abwehrreflexe“ aus, sagte Schavan. Ihr gehe es um eine „nächste Phase der konzeptionellen Entwicklung“. Es müsse definiert werden, welche Standorte welche Rolle für das gesamte System spielten, wo es exzellente Forschung und wo herausragende Lehre geben werde.
Berlins Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD) begrüßte Schavans Vorstoß, die Charité zur Bundesuni zu machen. Berlin dürfe sich eine solche Chance nicht entgehen lassen, erklärte Zöllner am Mittwoch. Die Berliner FPD sieht darin eine Möglichkeit, den Investitionsstau an der Charité von rund 1,6 Milliarden Euro abzubauen. (mit AFP)