Internationale Raumstation: Russland will 2024 die ISS verlassen - und bald zum Mond
Die russischen Teile der Station sollen Grundlage für ein neues Himmelslabor sein. Die Esa begrüßt den Schritt: So bleiben der Station vier Jahre mehr als bisher gedacht.
Russland will 2024 die Zusammenarbeit bei der Internationalen Raumstation ISS beenden und einen eigenen Außenposten im Weltall aufbauen. Das habe ein Beirat der Raumfahrtbehörde Roskosmos beschlossen, berichtet die Deutsche Presseagentur. Grundlage der neuen Station sollen die russischen Teile der ISS sein, die dazu vom Labor abgekoppelt werden müssten, teilte Roskosmos mit.
Die Esa begrüßt den Schritt: mehr Planungssicherheit
Dieser Beschluss bedeutet vier Jahre mehr Zeit für die Station. Noch im Sommer - im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise - hatte Russland gedroht, das ISS-Projekt bereits 2020 aufgeben zu wollen. Die europäische Raumfahrtagentur Esa begrüßt den Schritt. Er verleihe dem Projekt Planungssicherheit, sagte ein Mitarbeiter am Mittwoch der Agentur Ria Nowosti.
Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und ab Juli Chef der Esa, betonte ebenfalls, das dieser Entschluss mehr Planungssicherheit bedeutet - und dass Europa hoffentlich ebenso lange mitmachen werde.
Tatsächlich haben die Esa-Mitgliedsstaaten auf der Ministerratskonferenz im Dezember lediglich eine Finanzierung der ISS bis 2017 beschlossen. Möglich erscheint ein Engagement bis 2020. Darüber hinaus gibt es bisher jedoch keinen Konsens. Deutschland als größter Beitragszahler und Profiteur des ISS-Programms will die Station bis 2024 nutzen. Andere Esa-Länder sind da zurückhaltender. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat bereits vor einem Jahr entschieden, die Station mindestens bis 2024 zu erhalten.
Forschungslabor in 400 Kilometern Höhe
Die ISS umkreist die Erde in gut 400 Kilometern Höhe. Dort wird Forschung in der Schwerelosigkeit betrieben, werden neue Technologien für die Raumfahrt getestet und es gibt verschiedene Vorhaben für die Erdbeobachtung.
Der Aufbau begann 1998, im Jahr 2010 war sie im Wesentlichen fertiggestellt. Sie wird betrieben von den USA, Russland, Europa, Japan und Kanada. China hat mehrfach Interesse bekundet, eine Beteiligung scheitert jedoch am Veto der USA.
Russland will um 2030 Kosmonauten zum Mond bringen
Der Ausstiegsbeschluss wurde am Rande eines Treffens russischer Raumfahrtmanager am Dienstag bekanntgegeben. Dabei habe der Verantwortliche für die bemannte Raumfahrt, Juri Koptev, bekräftigt, dass Russland künftig eine eigene Station betreiben will, berichtet das Magazin "Spacenews". Desweiteren habe Koptev die Mondforschung hervorgehoben. Sein Land wolle den Erdtrabanten zunächst mit unbemannten Sonden erforschen - sowohl aus einem Orbit heraus als auch direkt auf der Oberfläche. Um 2030 herum soll es dann auch bemannte Flüge zum Mond geben.
Ralf Nestler