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Patienten benötigen ein neues Rezept für ihren Blutdrucksenker oder ein alternatives Medikament, wenn ihre Charge verunreinigtes Valsartan enthielt.
© imago/Jochen Tack

Medikamenten-Verunreinigung: Rückruf von kontaminierten Blutdrucksenkern vor Abschluss

Mit dem Stoff NDMA verunreinigte Chargen des Wirkstoffs Valsartan, der in blutdrucksenkenden Mitteln zum Einsatz kommt, sind weitgehend zurückgerufen, teilt die zuständige Behörde mit. Ob die auch in Lebensmitteln vorkommende Substanz für Patienten gefährlich ist, ist nicht nachgewiesen.

Seit vergangener Woche läuft eine Rückrufaktion für bestimmte Blutdrucksenker mit dem Wirkstoff Valsartan. Ärzte und Behörden empfehlen nun eine Umstellung der Patienten auf unbedenkliche Arzneimittel. Betroffene sollten mit ihrem Arzt oder Apotheker Rücksprache halten, welche Mittel von dem Rückruf betroffen sind, empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Gegebenenfalls könnten sie dann auf ein anderes valsartanhaltiges Medikament umgestellt werden.

Medikamente nicht absetzen

Eine Sprecherin des Instituts sagte, auf keinen Fall sollten die Arzneimittel ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Das Gesundheitsrisiko eines solchen Absetzens sei um ein Vielfaches höher als das mögliche Risiko durch eine Verunreinigung. Ein akutes Patientenrisiko bestehe nicht.

Anfang diesen Monats hatte das Institut mitgeteilt, bestimmte Arzneimittel könnten mit der potenziell krebserregenden Substanz NDMA verunreinigt sein. Es ging um Medikamentenchargen, deren Wirkstoff vom chinesischen Unternehmen Zhejiang Huahai Pharmaceutical hergestellt worden sind. Mittlerweile ist der Rückruf laut BfArM weitgehend abgeschlossen.

Nach Angaben des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz geht es bei den Rückrufen um Arzneimittel in unterschiedlichen Dosierungen und Packungsgrößen von etwa 20 Herstellern.

Laut Hochdruckliga sind in Deutschland 20 bis 30 Millionen Menschen von Bluthochdruck betroffen. Die Folgen können lebensgefährlich sein, dazu zählen auch Herzinfarkt und Schlaganfall.

Ob NDMA für Menschen gefährlich ist, ist unklar

Patienten, die verunreinigte Chargen enthaltende Medikamente verschrieben bekommen haben, müssen sich erneut ein für sie geeignetes Mittel verordnen lassen. Ein schlichter Umtausch bei der Apotheke ist nicht möglich. Auch eine erneute Zuzahlung kann fällig werden. Allerdings haben einzelne Kranklenkassen signalisiert, diese zu erstatten. Diesbezüglich sollten sich Patienten mit ihrer Kasse in Verbindung setzen.

Bei NDMA handelt es sich um N-Nitrosodimethylamin, in Deutschland besser bekannt als Dimethylnitrosamin (DMN). Es kommt auch in alltäglichen Lebensmitteln wie gepökeltem Fleisch vor. Manche alkoholische Getränke enthalten den Stoff ebenfalls, ebenso wie Zigarettenrauch. Als krebserregend ist es nur bei Nagetieren in Laborversuchen nachgewiesen. Ob es in Dosen, wie sie in den verunreinigten Medikamenten vorgekommen sind, für Menschen eine Gefahr darstellt, ist unbekannt. Bei Menschen wird es wahrscheinlich zumindest teilweise anders und potenziell weniger gefährlich im Stoffwechsel verarbeitet als bei Nagetieren. Der Rückruf ist somit eine reine Sicherheitsmaßnahme. (mit Material von dpa)

Richard Friebe

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