zum Hauptinhalt
Fingerfertig. Doch Restauratoren brauchen auch kunsthistorisches Wissen.
© picture alliance / dpa

HTW Berlin: Restauratoren mit Schliff

Die HTW Berlin und die Handwerkskammer tun sich bei der Fortbildung von Restauratoren zusammen. Gefragt sind neben handwerklichem Können ein Gefühl für Kunst.

Wer eine Kathedrale restauriert, alte Bücher pflegt oder ein antikes Schmuckstück reparieren möchte, braucht nicht nur handwerkliches Können, sondern auch ein Bewusstsein für die Geschichte des Objekts, Kenntnisse der verwendeten Materialien und ein Gefühl für Kunst. „Wenn es einen Studiengang gibt, der zeigt, dass Studium und Berufsausbildung keine Gegensätze sind, ist es der des Restaurators“, sagt Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin. Bisher gebe es aber noch keine Studiengänge, die das theoretische Wissen mit der Praxis verbinden.

Um diese Lücke zu füllen, gründen die Handwerkskammer Berlin und die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) nun gemeinsam den Fortbildungsgang „Restaurator im Handwerk“. Ab Ende August werden sich Tischler und Parkettleger gemeinsam mit Orgelbauern und Goldschmieden die Kunstgeschichte sowie die Materialkunde ihrer Gewerke aneignen. Auch die Dokumentation von Objekten und Denkmälern und die rechtlichen Grundlagen werden eine Rolle spielen. Begleitet wird die Fortbildung von Studierenden der HTW, die im Rahmen von Praktika und Projekten wissenschaftliche Inhalte beitragen oder sich in die verschiedenen Handwerke einarbeiten.

Es sei das erste Mal, dass Hochschulen und Handwerksmeister gemeinsam Restauratoren ausbilden, sagt Matthias Knaut, Vizepräsident der HTW. Neu sei auch, dass die Fortbildung den Absolventen einen Zugang zur akademischen Bildung öffnet. Sie können sich nach Abschluss der Fortbildung auch ohne Abitur in den Masterstudiengang Denkmalpflege an der HTW einschreiben, der im Herbst 2015 neu eröffnet wird. Finanziert wird die Fortbildung von den Teilnehmenden: Die Gebühren betragen 4400 Euro.

Der neue Studiengang wird sich vor allem auf die Pflege von historischen Gebäuden konzentrieren, während es im bestehenden Master um die spezialisierte Pflege von archäologischen Fundstücken, Fotografien oder Maschinen geht. Das Ziel sei, „den Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die berufliche Praxis zu fördern“, sagte Knaut.

Insbesondere bei der Dokumentation von denkmalgeschützten Gebäuden gebe es für die Absolventen viel zu tun, glaubt Katrin Hinz, Professorin für Kommunikationsdesign an der HTW. Handwerker würden bei der Renovierung eines Gebäudes oft nicht ausreichend festhalten, was sie verändern, sodass später schwer nachvollziehbar sei, wie das Gebäude ursprünglich ausgesehen hat.

Auch Knaut schätzt die Beruflichen Perspektiven der zukünftigen Absolventen des Fortbildungsgangs und des Masterstudiengangs positiv ein. Die Handwerksmeister würden in der Regel schon in Betrieben arbeiten, die Fortbildung würde daher eine „Erweiterung ihres Geschäftsfeldes“ darstellen, sagt er.

Bisher studieren angehende Restauratoren an verschiedenen Kunst- und Fachhochschulen und an der TU München. Handwerker können sich bundesweit an mehreren Ausbildungsstätten in der Denkmalpflege qualifizieren.

Josta van Bockxmeer

Zur Startseite