Frauenquote und Befristungen an Unis: Rektoren legen sich nicht fest
Frauen fördern und Stellen entfristen: Die Hochschulen erkennen zwar Nachholbedarf, lehnen aber starre Quoten ab.
Stereotype Geschlechterbilder halten sich in vielen Köpfen hartnäckig, nicht zuletzt auch an den Hochschulen. Dass sie als Frau das Papier der Hochschulrektorenkonferenz zur Frauenförderung vorstelle, könne man auch als Beispiel für die Reproduktion von Rollenmustern lesen, gab die Stralsunder Hochschulrektorin Petra Maier auf der Pressekonferenz der HRK zu den Ergebnissen ihrer Jahresversammlung in Hamburg zu bedenken. Dort wurde Bilanz gezogen, was die bisherigen Förderprogramme im Hinblick auf Gleichstellung bewirkt haben.
Trotz Verbesserungen ist man vom Ziel einer paritätischen Stellenbesetzung noch meilenweit entfernt. Nur etwa 25 Prozent der Leitungsstellen an deutschen Hochschulen sind aktuell mit Frauen besetzt. Bei den C4/W3-Professuren lag die Quote dem Bericht zufolge noch immer unter 20 Prozent, bei C3/W2-Professuren waren es 24 Prozent Frauen und bei Juniorprofessuren immerhin schon über 40 Prozent (Stand 2016). Maier sprach sich dafür aus, den Frauenanteil gezielt etwa in Berufungskommissionen zu erhöhen. Eine verbindliche Quotenregelung für Professuren lehnt sie aber ab. Zuvor müsse es „eine sachbezogene Prüfung über deren Sinnhaftigkeit“ geben, so Maier.
Wichtiger als verordnete Quoten seien umfassende Sensibilisierungsmaßnahmen und Coaching-Programme an Hochschulen, um patriarchale Sprachmuster zu durchbrechen und klassische Rollenbilder abzubauen. Auch was die einzelnen Fächer angeht, gibt es in Sachen Parität nach wie vor gravierende Unterschiede. Sieht es in den Geisteswissenschaften insgesamt recht gut aus, haben etwa die Ingenieurswissenschaften noch gehörigen Entwicklungsbedarf.
Frist bleibt Frust
Aktiv werden wollen die Hochschulrektoren gegen die häufige Besetzung von befristeten Stellen mit Frauen und von unbefristeten mit Männern. „Das geht zum Beispiel gar nicht“, sagte Maier.
Das Thema Befristungen müsse man aber insgesamt differenziert betrachten, sagte Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und ehemaliger Präsident der Freien Universität Berlin. Damit bekräftigt Alt implizit das umstrittene Bekenntnis der Kanzlerinnen und Kanzler zu hochschulischen Zeitverträgen. Die hatten im Oktober in der vieldiskutierten Bayreuther Erklärung als Reaktion auf die Kampagne „Frist ist Frust“ darauf gepocht, das „Qualifizierungssystem“ der Unis dürfe nicht mit den gleichen Maßstäben wie Wirtschaft und Verwaltung gemessen werden.
HRK-Chef Alt hält mehr feste Stellen zwar für wünschenswert, aus seiner Sicht sei ein Richtwert von 30 Prozent unbefristeten Stellen im akademischen Mittelbau angemessen. Man müsse aber auch den nachwachsenden Generationen einen kontinuierlichen Zugang zur Promotion eröffnen. Dies sei schlicht unmöglich, wenn ein Großteil der Stellen verstetigt würde. Wichtig sei es, Promovierende zu ihren beruflichen Perspektiven umfänglich zu beraten und sie stärker als bislang an außeruniversitäre Einrichtungen zu vermitteln.