Tabakschäden: Raucherkrebs genetisch durchleuchtet
Tabakrauch erzeugt massive genetische Veränderungen im Organismus - Wissenschaftler haben die Schäden beziffert
Das Rauchen einer Schachtel Zigaretten täglich verursacht pro Jahr im Schnitt rund 150 genetische Veränderungen (Mutationen) in einer Lungenzelle. Das geht aus einer im Fachmagazin „Science“ veröffentlichten Untersuchung hervor. Demnach haben Forscher des National Laboratory in Los Alamos (New Mexico, USA) und des Wellcome Trust Sanger Institute (Hinxton, England) spezielle Veränderungen des Erbguts in Krebstumoren von Rauchern entdeckt. Fünf Mutationsmuster kommen besonders häufig vor.
Die Zahl der Mutationen in der Erbsubstanz DNS hängt der Studie zufolge von der Zahl der gerauchten Zigaretten und dem Organ ab. Mit rund 150 Mutationen pro Zelle ist die Lunge am stärksten betroffen. „Jetzt können wir die von Zigaretten verursachten molekularen Veränderungen in der DNS überprüfen und quantifizieren“, sagte Erstautor Ludmil Alexandrow vom National Laboratory.
Neben der Lunge gibt es auch in anderen Organen Veränderungen. Im Kehlkopf etwa treten bei einer Schachtel Zigaretten täglich im Jahr im Schnitt zusätzlich 97 Mutationen pro Zelle auf, in der Rachenhöhle 39, im Mund 23. Auch Organe wie die Harnblase (18 Mutationen) und die Leber (sechs Mutationen), die nicht direkt mit dem Tabakrauch in Berührung kommen, sind betroffen.
Die Forscher untersuchten mehr als 5000 Tumore und verglichen solche von Rauchern mit solchen von Menschen, die noch nie geraucht hatten. Dabei fanden sie im Erbgut von Rauchertumoren bestimmte genetische Fingerabdrücke. Konkret identifizierten sie bei den 17 Krebsarten, deren Risiko durch Rauchen steigt, mehr als 20 Mutationsmuster. dpa