Vom Spiel zur Rangordnung: Rangeln, jagen, beißen
Wie junge Murmeltiere in freier Wildbahn beim Rangeln mit Artgenossen abschneiden, sagt viel darüber aus, wie dominant sie als Erwachsene sein werden,
Scheinbar sinnloses Spielen bereitet offenbar tatsächlich auf den Ernst des Lebens vor. Wie junge Murmeltiere beim spielerischen Rangeln mit Artgenossen abschneiden, sagt schon viel darüber aus, wie dominant sie später als Erwachsene sein werden, beobachteten Daniel Blumstein und seine Kollegen von der Universität von Kalifornien in Los Angeles und dem Rocky Mountain Biological Laboratory in Crested Butte. Diejenigen, die bereits im Spiel überlegen sind, stehen auch später höher in der Rangordnung, berichten sie im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences”. Da Spielen Zeit und Energie kostet und durchaus Risiken brigt, gehen Biologen davon aus, dass es mehr als nur bloßer Zeitvertreib ohne Sinn und Zweck ist. Welche Funktion es jedoch genau hat, ist eine alte, aber nie eindeutig geklärte Frage in der Verhaltensforschung. „Spielen hat möglicherweise vielfältige Funktionen“, schreiben die Autoren. Eine von diesen könne sein, mit minimalem Kostenaufwand die spätere Rangordnung zu etablieren.
Gemeinsam mit seinen Kollegen hatte Blumstein über beinahe ein Jahrzehnt hinweg Gelbbauchmurmeltiere (Marmota flaviventris) in freier Wildbahn in den Rocky Mountains beobachtet. Ihr Fokus lag dabei auf Zusammenhängen zwischen dem frühen Spiel der Jungtiere und Halbstarken – mit allem, was dazu gehört, von Beißen über Ringen, Knuffen, Schubsen und Rangeln bis hin zu Verfolgungsjagden – und der späteren Dominanz der einzelnen Tiere.
Zwischen 2002 und 2011 verzeichneten die Biologen insgesamt 27 493 soziale Interaktionen von insgesamt 803 Murmeltieren, davon 374 Weibchen und 429 Männchen. Bei vielen der beobachteten Begegnungen ging es eindeutig um spielerisches oder sogenanntes agonistisches Verhalten - Verhalten also, das mit der Rivalität untereinander in Zusammenhang steht. Von diesen Begegnungen zwischen 509 Individuen wiederum waren bei 4910 Ereignissen eindeutig Sieger und Verlierer zu bestimmen. Diese Ergebnisse nutzten die Biologen, um die Rangordnung der Murmeltiere abzuschätzen.
Es stellte sich heraus: Der Dominanzrang, den sich Murmeltiere als Jungtiere und Halbstarke erspielten, stand in deutlichem Zusammenhang mit dem Dominanzrang, den sie sich später in agonistischen Interaktionen erkämpften. Der soziale Stand in der Gruppe im Spiel ließ also schon deutliche Schlüsse auf den sozialen Rang als ausgewachsenes Murmeltier zu. Soziales Spiel könnte somit eine relativ kostengünstige Möglichkeit sein, Dominanzbeziehungen zu entwickeln. Die körperliche Verfassung spielte dabei übrigens keine Rolle. Mit der Zeit ließ der Effekt allerdings nach. Je mehr Jahre zwischen dem frühen Spiel und dem Zeitpunkt vergangen waren, an dem die Dominanz bestimmt wurde, desto schwächer wurde er. wsa
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