Erfolg für SpaceX: Rakete kehrt erstmals heil zur Erde zurück
Der Firma SpaceX gelingt er zum ersten Mal, eine Rakete sicher zum Startplatz zurückzubringen. Die Technik soll die Kosten für Raumtransporte deutlich senken.
Es ist ein großer Schritt für die Raumfahrt: Nach mehreren Fehlschlägen hat die US-Firma SpaceX erstmals erfolgreich eine Trägerrakete ins All geschossen, die nach ihrem Flug heil und aufrecht zum Startplatz auf die Erde zurückgekehrt ist. Die Falcon-9-Rakete verließ am Montagabend (Ortszeit) den Weltraumbahnhof Cape Canaveral, wo sie nach etwa 20 Minuten wieder landete. Vor sechs Monaten noch war eine ähnliche Trägerrakete wenige Minuten nach dem Start explodiert.
Raumtransporte sollen billiger werden
Die Firma des Milliardärs Elon Musk, der auch an der Spitze der Elektroautofirma Tesla steht, schaffte mit dieser Mission einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Seit Jahren arbeiten Ingenieure an einer Technik, mit der es gelingen soll, Raketenstufen nach dem Start sicher zur Erde zurück zu holen.
Sie sollen dort überholt und wieder verwendet werden. Bislang werden Raketenstufen nach dem Ausbrennen abgetrennt, woraufhin sie ins Meer stürzen oder bei der Rückkehr zur Erde in der Atmosphäre verglühen. Wiederverwendbare Raketen sollen helfen, das Problem mit Weltraumschrott in den Griff zu kriegen. Vor allem aber sollen sie Raumtransporte billiger machen.
Die 70 Meter hohe Rakete startete problemlos, im Orbit trennte sich ihre oberste Stufe ab. Sie erreichte eine Höhe von bis zu 200 Kilometern und setzte elf Kommunikationssatelliten von je etwa der Größe eines Kühlschranks im Weltraum aus. Die Trägerrakete flog ein Stück weiter und beschrieb dann in etwa die Bahn eines Kugelschreibers, der sich in der Luft um 180 Grad dreht. Auf dieser Kurve flog die Falcon-9-Rakete zurück nach Florida. Das Manöver ist waghalsig. SpaceX sagte bei einem früheren Versuch, die Rakete vertikal zu Boden zu bringen, ähnele dem Vorhaben, einen Besenstiel inmitten eines Sturms aufrecht stehend zu balancieren.
Beim letzten Versuch explodierte die Rakete samt Frachter für die ISS
Ohrenbetäubender Jubel herrschte im Raumfahrtzentrum von SpaceX, „USA, USA“-Rufe waren in der Live-Übertragung zu hören. Die US-Weltraumbehörde Nasa twitterte: „Herzlichen Glückwunsch an SpaceX zur vertikalen Landung der ersten Stufe!“ Auch der deutsche Astronaut Alexander Gerst gratulierte per Twitter: „Glückwünsche & dickes Lob!“
Im Juni hatte eine Falcon-Rakete den Transporter „Dragon“ mit Versorgungsgütern für die Internationale Raumstation ISS auf den Weg ins All bringen sollen. Die Trägerrakete explodierte. Nach dieser missglückten letzten Operation war der geglückte Start einer verbesserten Version der Rakete für SpaceX äußerst wichtig. Es stand viel auf dem Spiel: Das Unternehmen hat Verträge mit der Nasa, ab 2017 auch Astronauten zur ISS zu befördern.
Die Spaceshuttles waren Vorbild
Das Unternehmen hatte bereits mehrfach versucht, eine Rakete wieder landen zu lassen, zuletzt auf schwimmenden Plattformen im Meer. Zwar hatten die Raketenteile ihr Ziel erreicht, aber in beiden Fällen kam es zu Bruchlandungen. Der Unternehmer Musk liefert sich mit seinen kommerziellen Weltraumunternehmungen eine Art Wettlauf mit Jeff Bezos, Besitzer von Amazon und ebenfalls Milliardär. Bezos zielt aber eher auf Weltraumtouristen ab.
Völlig neu ist die Idee der wiederverwendbaren Raumfahrttechnik nicht. Die Spaceshuttles der Nasa waren nach demselben Prinzip aufgelegt worden: Mächtige Trägerraketen bringen den sogenannten Orbiter ins All, der am Ende mit der Mannschaft zurückkehrt und für die nächste Mission vorbereitet wird. Die erhoffte Kosteneinsparung wurde nicht erreicht. Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen mussten die Shuttles aufwendig überholt werden, bevor sie erneut starten konnten. Je nach Berechnungsart fielen pro Flug Kosten von einer halben bis einer Milliarde Dollar an. Im Jahr 2011 flog schließlich das letzte Spaceshuttle.
Vor dem gleichen Problem stehen die Ingenieure auch jetzt wieder: Die Sicherheitsanforderungen in der Raumfahrt sind sehr hoch, deshalb müssen alle Bauteile vor dem Start intensiv überprüft und gegebenenfalls ersetzt werden. Ob die "Recycling"-Raketen wirklich so viel billiger sind, muss sich erst noch zeigen. Zumindest bei unbemannten Missionen, wo die Sicherheitsvorschriften etwas geringer sind, könnte die Idee funktionieren. (mit dpa/AFP)