Turners Thesen: Promotion an Fachhochschulen: Die Würde des Doktors bewahren
Das sollte wohl ein Weihnachtsgeschenk werden: Schleswig-Holstein will seinen Fachhochschulen ein begrenztes Promotionsrecht einräumen.
Das geplante Gesetz soll allerdings nicht dazu führen, dass überall an Fachhochschulen promoviert werden kann. Das Recht, einen Doktoranden zu betreuen, erhielten nur „forschungsstarke Professoren“. Wer darüber befindet, welche Professoren darunter fallen, bleibt offen. Die Qualität der FH-Promotionen soll durch ein besonderes Prüfungsverfahren gesichert werden. Drei Gutachter sollen die Doktorarbeit bewerten, zwei Universitätsprofessoren und ein Professor der FH; Doktorvater oder -mutter gehören dem Gremium nicht an. So erweist sich das Präsent wohl eher als Mogelpackung.
Der Versuch, den Damm nicht aufzuweichen, sodass nicht jede beliebige Fachhochschule das Promotionsrecht erhält, wird auf Dauer nicht gelingen. Die Lobby der Fachhochschulen wird so lange drängen, bis dieser „diskriminierende“ Zustand beendet und das Promotionsrecht komplett erstritten ist.
Es wird schon jetzt zu viel über zu viele unergiebige Themen promoviert. In den letzten 50 Jahren ist die Zahl der Professoren an Universitäten von 5000 auf 22 000 gestiegen. Würde man den Fachhochschulen das Promotionsrecht einräumen, kämen noch einmal 18 000 potenzielle „Ausgabeberechtigte“ hinzu.
Die Universitäten scheinen eine Chance verspielt zu haben. Würden sie so verfahren wie zum Beispiel im Verhältnis zu Max-Planck-Gesellschaft (MPG), Helmholtz und Leibniz, indem sie in der Forschung ausgewiesene Hochschullehrer an Fachhochschulen ebenfalls zu Honorarprofessoren machen, die dann als Mitglieder der Universität Dissertationen ausgeben können, wäre das Problem entkrampfter.
Eine Verleihung des Promotionsrechts an Fachhochschulen könnten die großen Forschungsverbünde nicht tatenlos hinnehmen. Sie werden ebenfalls ein eigenständiges Promotionsrecht fordern.
Die Wertigkeit der Promotionen wird unterschiedlich sein, auf jeden Fall differenziert angesehen werden: der Dr. von einer FH wird mit Achselzucken zur Kenntnis genommen werden, der von den Universitäten in Bezug auf einige Fächer, nicht zuletzt durch spektakuläre Plagiatsfälle ins Gerede gekommen, mit einer auch schon jetzt zu beobachtenden Skepsis, und der von den renommierten Wissenschaftsorganisationen verliehene mit Respekt. Dieser Dr. bedeutet etwas, die anderen erhalten den Wert eines akademischen Sportabzeichens. Um die Qualitätsunterschiede deutlich zu machen, wird dem Dr. die Herkunft beigefügt – oder man entscheidet sich zur besseren Kenntlichmachung der Qualität bei MPG & Co. für den PhD.
Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de
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