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Die private Jacobs-Uni residiert in einer umgebauten Kaserne.
© Ingo Wagner/picture alliance/dpa

Jacobs University Bremen: Privatuni auf wackligen Beinen

Die Bremer Jacobs-Universität soll endlich ohne Staatszuschüsse auskommen – doch das ist schwierig.

Als Katja Windt, die Präsidentin der privaten Bremer Jacobs University (JUB), vor Kurzem ankündigte, in die Industrie wechseln zu wollen, war die Überraschung groß. Ging da eine Kapitänin kurz vorm Kentern von Bord und lässt die anderen im Stich? Oder hat die 48-jährige Professorin für Produktionslogistik das Schiff nach vierjähriger Amtszeit bereits in den sicheren Hafen gelenkt, sodass sie jetzt guten Gewissens auf einem anderen Dampfer anheuern kann?

Schwer zu sagen. Die Jacobs-Uni ist eine der wenigen privaten Hochschulen in Deutschland, die ein weites Fächerspektrum anbieten: Natur-, Geistes- und Technikwissenschaften. Von Anfang an wurde die 2001 eröffnete Privatuni indes immer wieder vom Staat subventioniert. Klar ist nur das: Die JUB hat sich unter Präsidentin Windt den schwarzen Zahlen angenähert – aber sie noch nicht erreicht.

Auch die Jacobs-Stiftung drosselt ihre Zuwendungen

Das jedoch wäre dringend nötig. Denn ab 2018 muss die JUB ohne laufende Beihilfen des Landes auskommen; zuletzt waren es drei Millionen Euro pro Jahr. Außerdem will die Schweizer Jacobs Foundation, eine Stiftung der Bremer Kaffeeröster-Familie Jacobs, ihre seit 2007 laufende Förderung weiter drosseln. 2016 hatte sie 14 Millionen Euro zum 49-Millionen-Etat beigesteuert; 2017 dürften es noch elf Millionen gewesen sein. 2018 fließen voraussichtlich nur noch 8,5 Millionen Euro.

Wie sollen diese Lücken geschlossen werden? Die Hochschule, eine gemeinnützige GmbH, schweigt sich dazu aus. JUB-Sprecher Thomas Joppig teilt auf Anfrage lediglich mit: „Wir sind im Plan, ab 2019 ein positives Jahresergebnis zu erzielen.“ Immerhin habe die Uni zwischen 2012 und 2016 ihr Ergebnis schon um fast 17 Millionen Euro verbessert.

Vor allem seit Windts Amtsantritt 2014 fuhr die JUB eine Doppelstrategie: sparen und wachsen. Studiengänge wurden gestrichen, die Professorenzahl schrumpfte von 130 auf knapp 80, während die Zahl der Lernenden leicht auf 1400 stieg. Mehr Studierende aus aller Welt bringen mehr Studiengebühren, nämlich je nach Studiengang 10 000 bis 30 000 Euro pro Jahr, zuzüglich Unterkunft auf dem Campus, einer umgebauten Kaserne. Die JUB gewährt auch nicht mehr so viel Rabatt für Bedürftige wie früher. Eine weitere Einnahmequelle: Die JUB bietet verstärkt Weiterbildungsprogramme für Unternehmen an.

Steigt Bremen womöglich doch nicht aus?

Den Abgang der Präsidentin interpretiert ihr Sprecher so: „Für Katja Windt hat sich eine neue Berufs- und Lebensperspektive aufgetan, die sie wahrnehmen möchte. Sie verlässt eine Universität, die heute erheblich besser dasteht als vor ihrem Amtsantritt.“ Windt selbst findet sogar, dass die JUB dank des Spar- und Wachstumskurses inzwischen „glänzende Perspektiven“ habe, wie sie dem „Weser-Kurier“ sagte. Auch wenn Bremens rot-grüne Koalition keine Subventionen mehr zahlen will.

Oder vielleicht doch noch? Eigentlich hatte Rot-Grün 2013 beschlossen, dass die JUB ab 2018 endgültig auf eigenen Beinen stehen müsse. Aber der Wirtschaftsexperte der grünen Bürgerschaftsfraktion, Robert Bücking, wirbt inzwischen für eine Abkehr von dieser „Selbstbindung“: Sie sei nicht durchzuhalten, „wenn sich herausstellt, dass die ehrenwerten Bemühungen von Frau Windt nicht ausreichen – und dafür spricht einiges“. Die Koalition müsse von ihrer „Selbstsuggestion“ herunterkommen, dass das Land einfach aussteigen könnte.

Die Privat-Uni als gern gesehener Wirtschaftsfaktor für Bremen

Auch die SPD und ihr Wirtschaftssenator Martin Günthner haben großes Interesse daran, die englischsprachige Hochschule zu erhalten. Sie sehen in ihr ein Aushängeschild für Bremen – und außerdem einen Wirtschaftsfaktor. Die 1400 Studierenden und 440 Beschäftigten geben hier schließlich Geld aus und sorgen für mehr Einnahmen aus dem Länderfinanzausgleich, soweit sie neu an die Weser gezogen sind und damit die Einwohnerzahl erhöhen. Gut möglich also, dass Bremen doch noch einmal Überlebenshilfe leistet – aber eher nicht mit laufenden Zuschüssen, sondern indem die Stadt der JUB zum Beispiel überschüssige Flächen abkauft. Das sähe nicht so sehr nach Subventionen aus.

Teuer genug war die Uni ohnehin schon. Der Bund zahlte 40 Millionen aus der Hochschulbauförderung, und das Haushaltsnotlageland Bremen steuerte bislang mehr als 160 Millionen Euro bei. Außerdem gewährte das Land ein 50-Millionen-Darlehen. Sollte die JUB doch noch pleitegehen, wäre auch dieses Geld futsch.

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