zum Hauptinhalt
Quantenforscher. Anton Zeilinger in seinem Labor.
© Jaqueline Godany

Anton Zeilinger erhält Urania-Medaille: Preis für den Quantenpapst

Der österreichische Physiker ist berühmt geworden durch seine Experimente zur Quantenteleportation. Nun hat er in Berlin einen weiteren Preis für seine Arbeit bekommen - und mit einem packenden Vortrag begeistert.

„Quantenpapst“ wird er genannt, auch „Mister Beam“ oder „Hexenmeister von Wien“. Fachkollegen sind von den Zuschreibungen für Anton Zeilinger nicht immer angetan. Sie sehen in ihm eher einen Kandidaten für den Nobelpreis, schließlich sind ihm grundlegende Experimente zur Quantenteleportation gelungen. Den Nobelpreis hat der 68-Jährige noch nicht bekommen, aber viele andere Auszeichnungen. Seit Montagabend ist es eine mehr, da wurde ihm in Berlin die Urania-Medaille verliehen: „Für seine beispielhafte Verbindung von international hoch angesehener Leistung in Lehre und Forschung mit der Vermittlung komplexer wissenschaftlicher Fragestellungen an eine breite Öffentlichkeit.“

Mit seiner Annahme, wonach Information ein wesentliches Element der Welt sei, passe Zeilinger hervorragend zur Urania, sagte deren Vorstandsvorsitzende Jutta Semler und verwies auf die Leistungen des Preisträgers. „Uns im Licht dieser Sonne wärmen zu dürfen tut der Urania zweifellos gut.“

Nicht weniger euphorisch fiel das Grußwort des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit aus. Er lobte die Eigenschaft, „für sein Fach zu brennen“ und seine Erkenntnisse „verständlich und schwungvoll“ erklären zu können. Der Forscher sei damit auch ein Vorbild für viele Lehrer, sagte Wowereit, dem sogar noch ein kleiner Versprecher gelang, bei dem er den Geehrten als „Professor Heiliger“ ansprach.

Das schaffte Akademiepräsident Günter Stock in seiner Laudatio zwar nicht. Doch auch er schlug einen großen Bogen von Zeilingers Forscherleistungen bis zu dessen Reise nach Indien, wo er dem Dalai Lama die Quantenphysik erklärte.

Sichtlich gerührt dankte Zeilinger für die Worte und nannte es „eine Gnade, in meinem Beruf Dinge tun zu können, die mich wirklich begeistern.“ Dann endlich begann sein Vortrag, der in einer halben Stunde ein Jahrhundert Quantenphysik durchquerte. Der Verschränkung konnten wohl noch die meisten folgen. Das sei wie bei zwei Würfeln, die man nach links und rechts von sich werfe, erläuterte Zeilinger. „Und doch zeigen beide jedes Mal die gleiche Zahl.“

Als er sein eigenes Forschungsthema erreicht hatte, die Übertragung von Quantenzuständen mithilfe von Photonen, dürften doch einige den Faden verloren haben. Das konnte nicht einmal der „Hexenmeister“ verhindern. Mit denkbaren Anwendungen wie sicherer Datenübertragung im Internet oder Quantencomputern, bei denen kein Administrator sehen kann, „ob man ein Computerspiel macht, Börsenkurse analysiert oder noch Schlimmeres tut“, hatte Zeilinger aber wieder die volle Aufmerksamkeit.

Ralf Nestler

Zur Startseite