Diskussion über Hochschulgesetz: Post Doc-Regel macht die HU ratlos
Wie gehen die Berliner Unis mit den neuen Regeln für Postdoktoranden um? An der HU spricht man von einer „schwierigen Situation“, Veträge könnten nicht verlängert werden.
„Die Lage ist brisant“, „die Situation ist schwierig“: Sätze wie diese fielen am Akademischen Senat (AS) der Humboldt-Universität am Dienstag häufiger. Das Thema lautete: Wie geht es weiter mit den Postdoktorandenstellen nach der überraschenden Änderung des Berliner Hochschulgesetzes?
Rot-Rot-Grün hat wie berichtet in allerletzte Minute eine Regelung durchgedrückt, nach der Post Docs – also Personen, die ihre Doktorarbeit abgeschlossen haben – auf einer Qualifizierungsstelle etwa für eine Habilitation immer eine Anschlussbeschäftigung angeboten werden muss.
Große Unruhe an der Uni
Es herrsche eine große Unruhe an der Uni, berichtete zunächst Reinhard Flogaus von der Gruppe der wissenschaftlichen Mitarbeitenden. So habe der beim AS nicht anwesende Vizepräsident für Haushalt in einer anderen Sitzung gesagt, es könnte sehr viel schwieriger werden, Verlängerungen etwa von Post Docs in Elternzeit zu bewilligen. Oder Professoren bei Berufungsverhandlungen zu versprechen, sie könnten Postdoktoranden einstellen. Im Klartext hieße das: Post Docs auf Qualifizierungsstellen würden dann gar nicht mehr beschäftigt.
Flogaus, dessen Gruppe sich prinzipiell sehr für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen für Forschende einsetzt, machte deutlich, dass selbst ihm die neuen Regeln zu weit gehen: „Das war nicht, was wir angestrebt haben.“ Er forderte vom Land Berlin einen deutlichen Aufwuchs der Zuschüsse, um die neuen Regeln überhaupt umsetzen zu können. Kunst sprach von einem „hohen Millionenbetrag“, der zur Kompensation nötig sei: „Wir brauchen zusätzliches Geld, oder wir müssen Stellen streichen.“ Sie rechne damit, dass das Gesetz bereits Ende September oder Anfang Oktober inkrafttrete.
Insgesamt machte Kunst einen eher ratlosen Eindruck. „Ich weiß zur Zeit nicht, wie das gehen soll“, sagte sie an einer Stelle, an anderer sprach sie von „großen Fragezeichen“. Sie wolle auf jeden Fall eine Arbeitsgruppe einsetzen, die für die HU „kreative Lösungen“ erarbeiten solle. Die Landesrektorenkonferenz verschaffe sich gerade einen Überblick, wie viele Personen akut betroffen seien und wie viel Geld die Unis insgesamt brauchen würden. Im HU-AS fiel die Zahl von 250 Post Docs, die aktuell an der Uni beschäftigt seien.
Auch der Exzellenzverbund sei betroffen
Auch der Exzellenzverbund der Berlin University Alliance sei massiv betroffen, sagte Kunst: Viele Exzellenzprojekte würden eben mit Post Docs arbeiten. Da die Exzellenzmittel aber nur für einen bestimmten Zeitraum gezahlt werden, können man diesen Forschenden gar nicht immer eine Anschlussbeschäftigung garantieren.
Einen Dissens gab es im AS zur Frage, was mit den Post Docs geschieht, die bereits an der HU befristet forschen. Könnten ihre Verträge wenigstens noch einmal befristet verlängert werden? Diese Frage trieb mehrere Mitglieder um. Ja, meinte eine Mitarbeiterin Kunsts. Dem widersprach Jura-Professor Martin Heger: Würden Befristungen im Vertrag falsch angegeben, könnte rückwirkend geklagt werden: „Wir müssen uns ganz ganz schnell zusammensetzen.“