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Kleiner Junge, der vermutlich Polio hat
© Jamal Saidi, Reuters

Fehlender Impfschutz: Poliofälle in Syrien bestätigt

Seit 1999 galt Syrien als frei von Kinderlähmung, nun ist das Poliovirus zurück. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag mitteilte, wurde es bei zehn sehr kleinen Kindern nachgewiesen.

Die meisten sind nicht einmal zwei Jahre alt. Insgesamt waren in der umkämpften Provinz Deir Al Zour 22 Kinder mit typischen Lähmungen aufgefallen. Für die zwölf anderen Fälle stehen die Ergebnisse noch aus. Von wo die Polioviren ins Land eingeschleppt wurden, soll eine Analyse des Erbguts klären.

Die betroffenen Kinder waren entweder gar nicht oder nicht ausreichend gegen Polio geimpft. Das einst gut funktionierende Gesundheitssystem ist während des Bürgerkriegs teilweise zusammengebrochen. Hatten 2010 noch mehr als 90 Prozent aller syrischen Kinder einen guten Impfschutz, lag die Rate nach Angaben der WHO zwei Jahre später nur noch bei 68 Prozent. Für viele Familien geht es Tag für Tag ums Überleben, gleichzeitig bieten schlechte hygienische Bedingungen und Notunterkünfte Seuchen einen Nährboden. Das Risiko, dass sie sich mit den Flüchtlingsströmen weiter verbreiten, schätzt die WHO als sehr hoch ein.

Bereits Ende letzter Woche startete deshalb eine Notfall-Impfaktion gegen Polio, Masern, Mumps und Röteln. Mindestens 1,6 Millionen syrische Kinder – auch in den umkämpften Gebieten – sollen damit erreicht werden. Um den Ausbruch einzudämmen, wird es ab November für sechs bis acht Monate auch in den Nachbarländern große Impfkampagnen geben.

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