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Das frühere US-Militärhospital soll saniert und 2020 als FUBIC (Quergebäude in der Flucht des Bildes) wiedereröffnet werden.
© Numrich Albrecht Klumpp Gesellschaft von Architekten mbH / Montage: Bernd Wannenmacher

Neues Gründungszentrum für die Freie Universität: Platz für gute Ideen

In Dahlem soll ein Technologie- und Gründungszentrum entstehen. „FUBIC“ setzt sich als Titel beim Namenswettbewerb durch.

Michael Schirner ist Gründer. Der promovierte Pharmakologe hat zusammen mit den Wissenschaftlern Professor Rainer Haag und Marie Weinhart von der Freien Universität Oberflächenbeschichtungen für Medizinprodukte entwickelt, die die Bildung von Blutgerinnseln verhindern sollen. Bisher müssen Patienten mit implantierten Medizinprodukten dagegen blutverdünnende Medikamente einnehmen, die unangenehme Nebenwirkungen haben.

Bevor Schirners Entwicklungen bei Menschen zum Einsatz kommen können, sind umfangreiche Tests erforderlich. Schirner und sein Team benötigen deshalb dringend biologische und chemische Labore, und sie brauchen Büroräume für ihre Ausgründung. Ihre Erfindung und ihre Produktideen haben Schirner und sein Team an der Freien Universität entwickelt, gerne würden sie auch dort in der Nähe bleiben. Doch das ist derzeit nicht möglich, denn in Dahlem gibt es keine geeigneten Räume für Gründer.

Das könnte sich bald ändern. Auf dem Gelände des ehemaligen US-Militärhospitals in der Fabeckstraße soll ein Technologie- und Gründungszentrum entstehen, das jungen Unternehmen und Start-ups Räumlichkeiten zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellt. FUBIC wird es heißen, der Name hat sich im November bei einem Wettbewerb durchgesetzt. FUBIC ist eine Abkürzung und steht für „Business and Innovation Center next to Freie Universität Berlin Campus“. Wenn alles nach Plan läuft, könnte das FUBIC 2020 seine Türen öffnen.

Noch schlummert das Gelände an der Fabeckstraße vor sich hin. Das ehemalige US-Hospital wirkt verlassen, Stacheldraht rund um das Grundstück erinnert noch heute an die Besatzungszeit. Auf einem Fahrradständer wurde das englische Wort „Bicycle“ nur notdürftig mit dem Schriftzug „Fahrräder“ überstrichen. Im Keller sieht man noch die Reste eines „Post Office“ und eine Orientierungstafel. „New York Hospital – Medical Center of Queens“ steht darauf.

Es entstehen Labore für Chemie, Biologie und Physik unter einem Dach

Aber obwohl die Zeit irgendwie stehen geblieben zu sein scheint, gibt es Leben in dem Gebäude. Ein paar Technologiefirmen sind in die derzeit schon für Unternehmen nutzbaren Räume eingezogen, weil die Nähe zur Freien Universität für sie wichtig ist. Damit hier aber das FUBIC entstehen kann, soll das ehemalige Krankenhaus gründlich umgebaut und das Gelände um das Klinikgebäude neu gestaltet und bebaut werden.

„Wenn man genau hinguckt, gibt es eigentlich nur diese eine Möglichkeit“, sagt Jörg Israel von der WISTA-Management GmbH, die den Wissenschafts- und Technologiepark Adlershof errichtet hat und auch für den Bau des FUBIC zuständig ist. Es gebe in Dahlem nirgendwo sonst freie Flächen in so großem Umfang. 60 bis 80 Unternehmen sollen im FUBIC unterkommen, 700 Mitarbeiter dort Beschäftigung finden. Das FUBIC wird eine naturwissenschaftliche Ausrichtung erhalten, geplant sind dabei chemische, physikalische und biologische Labore. Das Verhältnis von Büro- zu Laborfläche wird sich die Waage halten. Außerdem soll es Großraumbüros geben, in denen Firmen einzelne Arbeitsplätze mieten können. Daneben sind abgeschlossene Bereiche vorgesehen, außerdem eine Cafeteria.

Wichtig seien dabei kurze Wege zu den benachbarten Einrichtungen der Freien Universität und der Austausch der im Gründungszentrum arbeitenden Firmen, sagt Jörg Israel. „Das Besondere am FUBIC werden die naturwissenschaftlichen Labore sein, die es so in keinem anderen Berliner Gründungszentrum gibt“, ergänzt er. Solche Labore würden von den Ausgründungen der Freien Universität immer wieder nachgefragt.

„Es ist recht dramatisch, wenn ich sehe, wie händeringend unsere Start-ups in den Naturwissenschaften momentan Einrichtungen suchen. Die meisten Gründer brauchen Labore in der Nähe der Universität“, bringt Steffen Terberl, Leiter von Profund Innovation, der zentralen Service-Einrichtung für Wissens- und Technologietransfer an der Freien Universität Berlin, das Problem auf den Punkt: „Und die Räume müssen bezahlbar sein.“

Die Folge der derzeitigen Raumnot: Viele Start-ups wandern in andere Teile Berlins oder nach Brandenburg ab. „Das soll mit FUBIC anders werden“, sagt Klaus-Martin Grünke vom Regionalmanagement Südwest. Bei der Aufgabe, die Attraktivität des Standortes Steglitz-Zehlendorf zu steigern, sei das geplante FUBIC eines der wichtigsten Projekte. Und es verfüge über ein eindeutiges Plus: „Am erfolgreichsten sind Gründerzentren, die sich in unmittelbarer Nähe zu wissenschaftlichen Einrichtungen befinden. Da hat das FUBIC ganz klar einen Vorteil.“

Rund 50 Millionen Euro Kosten sind für den Umbau veranschlagt

Doch bis das Technologie- und Gründungszentrum seine Türen öffnen kann, wird es noch etwas dauern, denn zunächst sind umfangreiche Umbauarbeiten notwendig, um aus dem ehemaligen US-Militärhospital das FUBIC zu machen. Rund 50 Millionen Euro Kosten sind dafür veranschlagt. 90 Prozent dieser Summe ließen sich über Fördergelder der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ finanzieren, die restlichen zehn Prozent werden von der landeseigenen WISTA getragen, sagt Jörg Israel. Neben dem Gründungszentrum selbst ist auf dem Gelände an der Fabeckstraße noch Platz für weitere Neubauten, die von interessierten Investoren aus dem Technologiebereich errichtet werden können.

„Die Freie Universität wird davon profitieren, insbesondere durch die Stärkung der Kooperationsforschung mit diesen Unternehmen“, sagt Universitätspräsident Professor Peter-André Alt. „Aber auch gute Gründungsbedingungen für universitätseigene Spin-offs aus der Forschung steigern die Attraktivität der Freien Universität Berlin.“ Der Präsident sitzt im Steuerungskreis des FUBIC, der Impulse bei der Planung des Zentrums geben soll.

Die Verlockung, das Gelände an der Fabeckstraße für Wohnungsbau zu nutzen, um so Geld in die chronisch knappe Stadtkasse zu spülen, war durchaus groß. „Aber der Bezirk hat frühzeitig gegenüber der Senatsverwaltung gesagt, dass wir dort ein Technologie- und Gründungszentrum haben wollen“, erklärt Norbert Kopp, Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf.

Mitte 2018 könnten die ersten Bagger rollen

Mittlerweile ist die Planung in vollem Gange, die Phase der frühzeitigen Bürgerbeteiligung ist abgeschlossen. Im April soll die öffentliche Auslegung des Bebauungsplans starten, die einen Monat dauern wird. Wenn es hier keine Einwände gibt, könnte es Ende des Jahres einen Planfeststellungsbeschluss geben. Für das FUBIC gibt es eine breite Mehrheit, alle derzeit in der Bezirksverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen haben sich bereits für den Bau ausgesprochen.

Ende des Jahres könnte das Gelände in der Fabeckstraße, das derzeit vom Berliner Immobilien Management verwaltet wird, an die WISTA übergeben werden, die für die Ausführung des Baus zuständig sein wird. Dann folgen laut Jörg Israel anderthalb Jahre Vorbereitungsphase, die nötig sind, um Förderanträge zu stellen und europaweite Ausschreibungen durchzuführen. Mitte 2018 könnten die ersten Bagger rollen, spätestens Ende 2020, sagt Israel, soll das FUBIC fertig sein.

Michael Schirner und seine Mitstreiterinnen Marie Weinhart und Silke Heinen wären auf jeden Fall potenzielle Nutzer des Gründungszentrums – auch wenn sie nicht bis zum Jahr 2020 warten können. Wenn es das FUBIC heute schon gäbe, würden sie sofort einziehen. „Das wäre ideal für uns“, sagt Michael Schirner. Ihn freut besonders die naturwissenschaftlich-technische Konzeption des Zentrums: „Üblicherweise ist es so, dass an Standorten, an denen es biologische Labore gibt, nicht die richtigen Einrichtungen für chemische Forschung vorhanden sind und umgekehrt. Es wäre ein Riesenplus, beides unter einem Dach zu haben.“

An Interessenten mangele es jedenfalls nicht, sagt Steffen Terberl. „Ein Großteil unserer Ausgründungen würde das FUBIC nutzen.“

Manuel Krane

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