Skalpell statt Diät: Operation bei Fettleibigkeit rettet Leben
Wer extrem dick ist, hat häufig Gesundheitsprobleme. Eine Studie zeigt: Die Magenverkleinerung lässt nicht nur Pfunde purzeln, sondern senkt auch das Sterberisiko.
Operationen gegen die Fettleibigkeit können das Leben verlängern. Einer Studie zufolge sinkt in den fünf bis 14 Jahren nach dem Eingriff das Sterberisiko um gut 50 Prozent. Das ergab eine Untersuchung, in der Daten von 2500 operierten Personen mit denen von 7500 Nichtoperierten verglichen wurden, die ebenfalls stark übergewichtig waren.
„Frühere Studien zum langfristigen Überleben nach Fettsucht-Chirurgie beschäftigten sich mit Ergebnissen bei jüngeren, überwiegend weiblichen Personengruppen“, sagte der Studienleiter David Arterburn vom Veteranenkrankenhaus in Durham laut einer Pressemitteilung. „Im Gegensatz dazu hatte unsere Patientengruppe ein Durchschnittsalter von 52 Jahren und war zu drei Vierteln männlich. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer war zuckerkrank, hinzu kamen viele andere Leiden wie hoher Blutdruck, Gelenkverschleiß, Herzkrankheiten und Depressionen.“
Der Überlebensvorteil wächst mit den Jahren
Wie die Auswertung von Arterburn und seinen Kollegen im Fachblatt „Jama“ ergab, lag das Sterberisiko bei den Operierten im ersten Jahr mit 2,4 Prozent im Vergleich zu 1,7 Prozent bei den Nichtoperierten geringfügig höher. Das hängt vermutlich mit dem Risiko durch die Operation zusammen. Danach jedoch entwickelt sich die Situation zugunsten der Operierten. Nach zehn Jahren sind von ihnen 13,8 Prozent gestorben, von den Nichtoperierten dagegen 23,9 Prozent.
Die gebräuchlichsten Verfahren bei einer Operation der Fettsucht, bariatrische Chirurgie genannt, sind der Magen-Bypass, bei dem der Magen bei der Nahrungspassage umgangen wird, und der Schlauchmagen, eine schlauchförmige Verkleinerung des Organs. Der Eingriff beseitigt häufig die bei Dicken vorhandene Zuckerkrankheit Diabetes, senkt hohen Blutdruck und andere Risikofaktoren für Herz- und Gefäßleiden. Auch Depressionen können verschwinden. Der Gewichtsverlust verläuft in den zwei Jahren rasant, um danach zu stagnieren. Später können die Patienten wieder etwas zunehmen, aber nicht so sehr, dass sie wieder ihr Ausgangsgewicht erreichen.
„Die Studie bestätigt eindrucksvoll, dass die Operation eine lebensrettende Therapie ist“, sagt der Chirurg Jürgen Ordemann, Leiter des Zentrums für Adipositas und metabolische Chirurgie an der Berliner Charité. „Die Ergebnisse sind dramatisch.“
Hartmut Wewetzer