"Frauen an die Spitze": Neues Bundesprogramm zur Genderforschung
Union und SPD wollen ein großes Förderprogramm zur Geschlechterforschung wiederbeleben. Untersucht werden soll auch der Gender Pay Gap in der Wissenschaft.
Die Wissenschaftspolitikerinnen der großen Koalition verhandeln derzeit über die Wiederauflage des Förderprogramms „Frauen an die Spitze“. Dass es nach einer ersten Phase von 2007 bis 2016 neu anlaufen soll, haben Union und SPD bereits in den Haushaltsverhandlungen beschlossen. Jetzt geht es um die finanzielle Ausstattung und die Inhalte des Programms zur Genderforschung.
Seit 2007 wurden mit insgesamt 37,5 Millionen Euro für neun Jahre (4,1 Millionen jährlich) 116 Projekte finanziert. Grundsätzlich sollten sie erkunden, wie es gelingt, mehr Frauen Wege in die Spitzenpositionen von Wissenschaft und Wirtschaft zu ebnen. Das reichte von Strategien, junge Frauen für naturwissenschaftliche und technische Ausbildungsberufe zu interessieren bis zu hinderlichen beziehungsweise förderlichen Organisationsstrukturen und Karriereverläufen. Ein weiterer Bereich waren „geschlechtsspezifische Fragestellungen in aktuellen Forschungsfeldern“.
Die SPD-Fraktion im Bundestag hat nun Eckpunkte für die Wiederauflage des Programms und für die Beratungen mit dem CDU-geführten Forschungsministerium formuliert, die dem Tagesspiegel vorliegen. Zu den Kernforderungen der SPD gehören mehr Geld als in der ersten Phase (mindestens fünf Millionen im Jahr) und mehr kleinere und interdisziplinär ausgerichtete Projekte, „um Genderforschung als Querschnittsthema zu stärken“. Starten soll das Programm in diesem Jahr mit der Veröffentlichung der Förderrichtlinien und einer Auftaktveranstaltung. Dafür und für die Konzeption stehen bislang zwei Millionen Euro zur Verfügung.
Forschende sollen Geschlechtervielfalt berücksichtigen
Inhaltlich sollten vorrangig Projekte zur Geschlechtergerechtigkeit gefördert werden, heißt es. So müsse analysiert werden, was zum Gender Pay Gap in der Wissenschaft führe. Dabei solle es um „Habitus und Organisationsstrukturen“ gehen, etwa in Verhandlungssituationen. Eine bundesweite systematische Studie zum Gender Pay Gap an Hochschulen und außeruniversitären Wissenschaftsorganisationen haben wie berichtet soeben die Grünen im Bundestag gefordert.
Untersucht werden solle auch – im Bereich Digitalisierung – wie geschlechterdiskriminierende Algorithmen entstehen und wie sie sich auf die Geschlechterverhältnisse auswirken. Ein weiteres Thema sei die Analyse von geschlechterbedingten Inklusions- sowie Exklusionsmechanismen im Fachbereich Informatik.
Insgesamt plädiert die Fraktion dafür, „auch intersektionale Ansätze berücksichtigen (gender, class, race)“ - und die Geschlechtervielfalt.