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Eine Kinderärztin impft einen Jungen mit dem Corona-Impfstoff Comirnaty von Biontech-Pfizer.
© David Young/dpa

Kinderimpfung gegen Corona: Neue Daten zeigen, wie sich der Schutz in den Wochen nach dem Piks entwickelt

Die Covid-Impfung für Kinder und Jugendliche sehen viele skeptisch. Doch ihre entscheidende und wichtigste Wirkung bestätigt sich.

Die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 hat, so die Schlussfolgerungen aus einer neuen Studie in den USA, auch bei Kindern und Jugendlichen den Impfschutz teilweise umgangen.

Das Ausmaß der Schutzwirkung gegen eine Krankenhauseinweisung sank demnach in der Gruppe der Zwölf- bis 18-jährigen, doppelt mit dem Präparat von Biontech Geimpften, nur wenige Monate nach der zweiten Dosis auf 20 Prozent.

Die Untersuchung zeigte andererseits, dass bei den Fünf- bis 11-Jährigen der Krankenhausaufenthalte vermeidende Effekt deutlich ausgeprägter war, und dass schwere und schwerste Verläufe in beiden Altersgruppen und auch bei Omikron signifikant seltener vorkamen als bei ungeimpften Gleichaltrigen.

Schwer erkrankt? Meist ungeimpft

Allerdings sind für letzteren Befund die Daten schwerer klar zu interpretieren. Grund dafür ist, dass insgesamt vergleichsweise sehr wenige Kinder lebensbedrohlich erkranken und deshalb die statistische Aussagekraft sinkt.

Laut Studie waren aber 93 Prozent der schwer an Covid erkrankten Jugendlichen ungeimpft. Im Studienzeitraum gab es aber eben auch noch insgesamt viele Ungeimpfte in dieser Altersgruppe. Erst Ende März erreichte der Anteil der voll, also doppelt Geimpften in den USA hier die Marke von etwa 50 Prozent.

Man könne aber, so Studienleiter Manish Patel von der amerikanischen Gesundheits- und Präventionsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) gegenüber der New York Times, als zentrale Botschaft der Auswertung durchaus ableiten, dass „der einfache Akt des Impfens in den allermeisten Fällen schwere Erkrankungen bei den meisten Kindern“ verhindere.
Die Ergebnisse sind jetzt im New England Journal of Medicine erschienen.

Sie stimmen weitgehend mit denen anderer Studien überein, die zeigten, dass die Impfstoffe in allen Altersgruppen an Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante verloren, die Wahrscheinlichkeit schwerer Erkrankungen und Todesfälle jedoch nach wie vor stark senkten.

Die Dosisfrage

Frühere Studien hatten bei geimpften Kindern und Jugendlichen bereits ergeben, dass bei ihnen der Impfschutz bezüglich der Wahrscheinlichkeit, dass sie symptomatisch erkranken, schon innerhalb weniger Monate nach Zweitimpfung deutlich nachlässt.

Hier äußerten Fachleute aus Medizin und Virologie vor allem den Verdacht, die geringere Impfdosis - ein Drittel der bei Erwachsenen gespritzten - könne dafür verantwortlich sein. Sie könnte bedingen, dass die Immunreaktion – die Bildung von Antikörpern und speziellen Abwehrzellen – dann weniger ausgeprägt ist.

Ob und wenn ja inwiefern auch der Schutz gegen schwere Erkrankung und Tod sinkt, war in jener Studie nicht abzuleiten.

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Der – eigentlich ja erfreuliche – Grund dafür war erneut, dass eben der Gesamtanteil schwerer und tödlicher Verläufe bei Kindern gering und deshalb eine statistisch abgesicherte Aussage schwerer ist.

Besonders gering ist er, wenn die Kinder oder Jugendlichen keine bekannten, Covid gefährlicher machenden Vorerkrankungen haben. Auch das ist ein Teilergebnis der aktuellen Studie.

Daten zur Omikron-Untervariante BA.2, die derzeit in Deutschland dominiert, gibt es noch nicht. Sie ist in den USA, wo die Inzidenzen seit Wochen stetig sinken, bis heute nicht vorherrschend.

Noch keine Ergebnisse zum Booster

Auch die Wirkung von Booster-Impfungen lässt sich aus den Daten nicht bewerten, da nur wenige in diesen Altersgruppen schon eine Drittimpfung erhalten haben.

Wenn sich – wie in der Vergangenheit meist der Fall – die Ergebnisse aus Studien an Erwachsenen auch bei Jüngeren weitgehend bestätigen, sollten Booster den Schutz gegen Sars-CoV-2 und auch speziell gegen Omikron noch einmal stark verbessern.

Die Studienautorinnen und -autoren, aber auch nicht an den Arbeiten beteiligte Fachleute, interpretieren die Ergebnisse weitgehend als Bestätigung der Impfempfehlung für diese Altersgruppen.

Allerdings vermuten einige, unter ihnen Marietta Vazquez, Infektiologin an der Yale School of Medicine, dass auch andere Faktoren eine Rolle für die Ergebnisse gespielt haben könnten. Sie sagte der New York Times, die meisten Kinder in ihrer Klinik hätten sich schnell erholt.

Schlicht die „große Sorge wegen Covid“ könne Eltern dazu gebracht haben, sie ins Krankhaus zu bringen – und damit in die Statistik eingehen zu lassen. Eine Rolle könnten niedrige Blutsauerstoffwerte gespielt haben – gemessen mit Geräten, die viele sich erst kürzlich angeschafft haben und die deshalb in früheren Wellen eine geringere Rolle spielten.

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