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Sozialer Aufstieg: Nachteile für Migranten in Schule und Beruf

Schüler mit türkischem Migrationshintergrund werden einer Studie der Uni Osnabrück in der Schule noch immer nicht richtig gefördert. Hürden gibt es auch beim Berufseinstieg. Befragt wurden rund 70 soziale Aufsteiger.

Für die Kinder der einstigen „Gastarbeiter“ aus der Türkei ist der Weg zum schulischen und beruflichen Erfolg noch immer voller Hürden. Soziale Aufsteiger aus dieser Gruppe machten meist auf Umwegen Karriere, heißt es in einer am Donnerstag in Essen vorgestellten Studie. Erhebliche Benachteiligungen erlebten sie vor allem im Bildungssystem und in der Arbeitswelt. Sozialer Aufstieg sei für die meisten „ein Weg gegen ganz viele Widerstände“, sagte Andreas Pott, Leiter des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien an der Uni Osnabrück. Diejenigen, die eine berufliche Karriere geschafft haben, hätten dies meist ihrer eigenen Hartnäckigkeit, familiärer Unterstützung, einzelnen Förderern und oft auch Zufällen zu verdanken. Das geht aus der Studie „Pathways to Success“ (Pfade zum Erfolg) hervor, für die mehr als 70 Aufsteiger aus türkischstämmigen Familien im Ruhrgebiet, Berlin und Frankfurt am Mai befragt wurden, darunter Juristen, Lehrer, selbstständige Unternehmer und leitende Angestellte.

Der Studie zufolge werden Juristen teils offen diskriminiert

Als hohe Hürde erwies sich das Schulsystem. Viele Interviewpartner hätten berichtet, dass ihre Schulen kein Interesse an ihren Talenten zeigten, sagte Pott. Mehr als die Hälfte der Befragten, die ein Gymnasium besuchten, hatte keine entsprechende Empfehlung. Positiv hätten sich vorhandene Gesamtschulen ausgewirkt. Auch beim Weg in den Beruf machten die Forscher Widerstände aus. So würden türkischstämmige Juristen bei der Bewertung im zweiten Staatsexamen teilweise offen diskriminiert. Ohne Prädikatsexamen könnten sie aber weder Richter noch Staatsanwalt werden.

Türkischstämmige Lehrkräfte als Vorbilder

Positive Entwicklungen stellten die Wissenschaftler bei türkischstämmigen Lehrkräften an Schulen vor allem im Ruhrgebiet fest. Sie dienten häufig ihren Kollegen als Ansprechpartner bei Fragen zu Schülern mit Migrationshintergrund und hätten eine Vorbildfunktion für diese Kinder. Die zweieinhalb Jahre laufende Studie wurde von der Stiftung Mercator mit 365 000 Euro gefördert. (epd)

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