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Statt im Hörsaal am Rechner: Studierende können Einführungsvorlesungen am Rechner verfolgen. Außerdem gibt es digital begleitete Seminare und Prüfungen.
© Thomas Rostek

Online-Lehre: Mit digitaler Hilfe den Uni-Alltag meistern

Virtuelle Unterstützung im Hörsaal und am Schreibtisch: Die Freie Universität bietet Studierenden eine Vielzahl an E-Learning-Angeboten.

Die Präsentation aus der letzten Vorlesung zu Hause herunterladen, Folien für das Referat in der kommenden Woche online bereitstellen, sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen am Bildschirm austauschen und gemeinsam auf die Prüfung vorbereiten: An der Freien Universität Berlin gehört das Lernen im virtuellen Raum seit mehr als zehn Jahren zum Studienalltag.

Das Herzstück des digitalen Uni-Alltags ist die zentrale Lernplattform Blackboard, die 2004 eingeführt wurde und seitdem fester Bestandteil der Universitätslehre ist. Mehr als 2500 Veranstaltungen wurden dort im Sommersemester 2014 universitätsweit angeboten; knapp 22.500 Studierende nutzten in dieser Zeit die Lernplattform.

Ob Projektarbeiten, für die Studierende gemeinsam längere Texte verfassen müssen, oder Erfahrungsberichte von Auslandsaufenthalten – die universitätseigenen Blog- und Wiki-Systeme bieten den richtigen Platz dafür. So haben Studierende der Veterinärmedizin mithilfe eines Wikis eine Datenbank mit einer Vielzahl von fundierten Ausarbeitungen aus ihrem Praxisalltag erstellt, von der auch die nachfolgenden Jahrgänge profitieren. Mehr als 4800 Universitätsangehörige nutzen die Blogs; bei den Wikis sind es sogar mehr als 22.000.

Anleitung bei Youtube

Die Anmeldung für alle Online-Angebote der Freien Universität ist denkbar einfach. Alles, was Studierende dafür benötigen, sind ihre persönliche Hochschul-E-Mail-Adresse sowie das entsprechende Passwort. Trotzdem sind gerade Studienanfängerinnen und -anfänger häufig zunächst verunsichert, wie Sophie Jaß und Mareike Hindenberg aus eigener Erfahrung wissen. Die Studentinnen der Erziehungswissenschaft haben zusammen mit zwei Kommilitoninnen im Rahmen eines Seminars ein Video erstellt, das die ersten Schritte auf den Plattformen Blackboard und Campus Management sowie die Nutzung des Vorlesungsverzeichnisses und des E-Mail-Kontos erklärt.

„Die Uni ist am Anfang eine ganz neue Welt, es gibt Hundert Sachen zu beachten“, erinnert sich Mareike Hindenberg an ihre eigene Anfangszeit. „Zu verstehen, wie die einzelnen Portale zusammenhängen, fand ich besonders schwierig“, sagt Sophie Jaß. „Wo finde ich was? Wo muss ich mich zuerst anmelden, und welche Schritte kommen danach?“ Zwar hätten es die Studentinnen selbst ohne Anleitung geschafft, sich zurechtzufinden; zukünftigen Studierendengenerationen wollen sie aber mit ihrem animierten Video, das unter anderem auf dem Youtube-Kanal der Freien Universität zu finden ist, den Start erleichtern.

Als Präsenzuniversität setzt die Freie Universität Berlin auf das sogenannte Blended Learning, also die Verbindung von klassischen Präsenzveranstaltungen und Online-Lehre. Damit fördert die Universität das selbstorganisierte Lernen. Diesem Prinzip folgt auch das Veranstaltungsformat, das Gerhard de Haan, Professor für Erziehungswissenschaft und Leiter des Institut Futur, seinen Studentinnen und Studenten anbietet: Seit dem Wintersemester 2013/2014 findet die Vorlesung „Einführung in die Erziehungswissenschaft“ online statt.

Basis des digitalen Hörsaals ist die Aufzeichnung seiner Vorlesung. Doch neben Lehrvideos bietet der Kurs zusätzliche Materialien wie Präsentationsfolien, Literatur, Übungen und Audiomitschnitte auf Blackboard an, außerdem Selbsttests, mit deren Hilfe Studierende das Gelernte eigenständig überprüfen und vertiefen können. Unterstützt wird dieses Selbststudium durch drei Präsenzveranstaltungen zu Beginn, in der Mitte und zum Ende des Semesters, in dem die Vorlesung angeboten wird, sowie durch begleitende Tutorien.

Neue Flexibilität

Die neue Flexibilität, die dieses Format bietet, komme bei den Studierenden gut an, sagt Professor Nicolas Apostolopoulos. Der E-Learning-Experte und Leiter des Center für Digitale Systeme (CeDiS) an der Freien Universität hat die Online-Vorlesung gemeinsam mit Gerhard de Haan entwickelt: In der Bewertung zum Semesterende gaben rund drei Viertel der Studierenden der Veranstaltung die Note 1 oder 2. Besonders gefalle ihnen, dass sie sich Lehrvideos überall, jederzeit und so oft sie wollen anschauen können und dass sie den Lernerfolg eigenständig anhand von Selbsttests kontrollieren können.

Für Nicolas Apostolopoulos liegen die Vorteile der Online-Vorlesung auf der Hand: „Die Handlungsspielräume der Studierenden in Bezug auf Lernorte und -zeiten werden deutlich vergrößert und das individuelle Lerntempo berücksichtigt. Damit fördern wir gegenüber der klassischen Präsenzvorlesung das selbstbestimmte und familienfreundliche Studieren.“

Auch Prüfungen werden an der Freien Universität immer häufiger am Bildschirm abgelegt statt auf Papier. In dem eigens dafür eingerichteten E-Examination Center (EEC), das vom CeDiS betreut wird, stehen 151 Computer für Prüfungen zur Verfügung, die mit einer speziellen Software ausgestattet sind. Seit der Einrichtung des Zentrums im Jahr 2013 haben mehr als 25 000 Studierende eine digitale Prüfung im EEC abgelegt.

Bei den Studierenden kommt das Angebot gut an: „Meine Prüfung verlief unkompliziert und reibungslos“, sagt Sabina Pitul, Studentin der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft nach ihrer Klausur. „Die Software ist einfach zu bedienen, Änderungen und Ergänzungen können problemlos eingefügt werden.“

Zeitersparnis bei der Bewertung

Alexander Schulz, der am CeDiS den Arbeitsbereich E-Examinations koordiniert, weiß aus der Zusammenarbeit mit Lehrenden, dass computergestützte Prüfungen für sie oft eine deutliche Zeitersparnis bei der Bewertung mit sich bringen. Das liege vor allem daran, dass digital erstellte Texte besser lesbar seien als handschriftliche und dass viele Antworten automatisch ausgewertet werden könnten. Acht von elf Fachbereichen sowie das Sprachenzentrum und das John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien nehmen bereits computergestützte Klausuren ab.

„Darüber hinaus kooperieren wir etwa mit der Charité, die den sogenannten Progresstest der Mediziner als E-Examination mit mehr als 2500 Prüflingen pro Semester bei uns anbietet“, sagt Alexander Schulz. Im deutschsprachigen Raum gibt es erst wenige Hochschulen, die einen Raum wie das E-Examination Center haben; in der Region Berlin-Brandenburg ist die Freie Universität Berlin sogar die einzige.

Verena Blindow, Katrin Plank-Sabha

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